Die Niederlage von 1918 wird zur Bürde für die junge Republik

Nach letztem Aufbäumen muss die Oberste Heeresleitung im September 1918 die deutsche Niederlage eingestehen. Die Verantwortung dafür überlässt sie nach Abdankung des Kaisers der Republik.

Nach dem Friedensschluss mit Russland konnte Deutschland 1918 mehr Soldaten im Westen aufbieten. Die Frühjahrsoffensive, die hier eine Entscheidung vor Ankunft von US-Truppen erzwingen sollte, scheiterte aber nach Anfangserfolgen an schlechter Ausrüstung und Moral. Die Gegenoffensive der Alliierten traf auf einen erschöpften Gegner und brachte im August den Durchbruch in der Picardie. Zugleich standen Verbündete Deutschlands wie das Osmanische Reich und Österreich-Ungarn vor dem Zusammenbruch. Zwar hielten die deutschen Truppen die "Siegfriedstellung" gegen pausenlose Angriffe. Ende September musste die Oberste Heeresleitung (OHL) um Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff aber die Niederlage eingestehen und drängte auf ein Waffenstillstandsangebot - das Anfang Oktober an US-Präsident Woodrow Wilson ging.

Im Reich vollzog sich derweil eine Umwälzung. Der Kieler Matrosen-Aufstand gegen letzte militärische Abenteuer griff auf andere Städte über, wo Arbeiter- und Soldatenräte die Kontrolle übernahmen. Unter dem Druck der Ereignisse und auf Verlangen der Alliierten dankte der Kaiser am 9. November ab. In Berlin wurde die Republik ausgerufen. Schon unter ihrer Verantwortung erfolgte damit die Unterzeichnung des Waffenstillstands am 11. November bei Paris - durch eine zivile Delegation. Die OHL konnte so die Verantwortung für die Niederlage abschieben. Deren Härte wurde dem Reich 1919 bei den Verhandlungen über den Friedensvertrag von Versailles bewusst. Es musste die Kriegsschuld anerkennen, Milliarden-Reparationen leisten und über 70 000 Quadratkilometer Staatsgebiet abgeben. Dass eine Regierung der jungen Demokratie dem wohl oder übel zustimmte, legte einen Grundstein für den Hass vieler auf die Republik.

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