Die neue Front gegen die Terror-Miliz

Es war eine Attacke mit Ansage. Bereits vor zwei Wochen, als er seine Strategie im Kampf gegen den "Islamischen Staat" skizzierte, hatte Barack Obama klargemacht, dass die Air Force auch über Syrien Bomben abwerfen wird. Dass der Ankündigung nicht sofort Taten folgten, lag wohl weniger an der Planung militärischer Details als an der politischen Botschaft, die der Präsident aussenden wollte. Um den Eindruck eines Alleingangs zu vermeiden, legte er Wert darauf, eine Allianz mit arabischen Verbündeten zu präsentieren. Und das brauchte offenbar seine Zeit. Als sich Obama im Rosengarten des Weißen Hauses hinter ein Rednerpult stellte, um in knappen Sätzen den Sinn des Einsatzes zu erklären, drehte sich fast alles um die fünf Partnerstaaten. Bahrein, Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten sich an den Angriffen beteiligt beziehungsweise sie unterstützt: "Die Stärke dieser Koalition bedeutet, dies ist nicht allein Amerikas Kampf." Worin genau die Aufgabe des arabischen Quintetts bestand, lassen sowohl der Staatschef als auch das Pentagon offen. Was zählt, ist allein das Symbol. Mit Ausnahme Bahreins sind es Länder mit sunnitischen Mehrheiten, die nun mit Washington paktieren im Duell gegen eine Miliz, die sich gern zur Rächerin unterdrückter Sunniten stilisiert. Es zeigt, dass sunnitische Königshäuser wie in Riad oder Amman nicht mehr alle Konflikte der Region unter das Vorzeichen eines epochalen schiitisch-sunnitischen Kräftemessens stellen, sondern sie sich durch die sunnitischen Terroristen des IS inzwischen selbst bedroht sehen. Aus Sicht Washingtons ist die zentrale Symbolik eine andere: Nach Jahren der Zurückhaltung bauen die USA ihre militärische Rolle im Nahen Osten wieder aus. Ein Präsident, der sich lange weigerte, in den syrischen Bürgerkrieg mit mittlerweile 200 000 Toten einzugreifen, wirft das Ruder stärker herum, als viele es angenommen hatten. Es überrascht, wie flächendeckend Obama Ziele in Syrien attackieren ließ. 14 Schläge habe die Koalition gegen dortige IS-Stellungen geführt, von Al-Raqqah über Deir al-Zor bis nach Abu Kamal an der irakischen Grenze, meldete das Zentralkommado. Zudem habe man westlich von Aleppo die Khorasan-Gruppe angegriffen, Trainingslager und Munitionsdepots von Al-Qaida-Veteranen, die Anschläge im Westen geplant hätten. Dabei kamen die neuesten Kampfflugzeuge vom Typ "Raptor" zum Einsatz (siehe Infokasten). Schließlich ist es die politische Terra incognita namens Syrien , eine Konfliktdynamik mit etlichen Unbekannten, die Fragen über Fragen aufwirft. Im Irak sind die Angriffe aus der Luft Teil einer breiter angelegten Strategie. Militärisch sollen sie den Boden bereiten für einen Vormarsch kurdischer Peschmerga und der irakischen Armee. Politisch verspricht der neue Premierminister Haidar al-Abadi, Kurden und Sunniten an der Macht zu beteiligen, anders als sein Vorgänger Nuri al-Maliki, der eine kurzsichtige Klientelpolitik zu Gunsten der Schiiten betrieben hatte. In einem Satz, im Irak lässt sich zumindest ansatzweise ein Konzept erkennen, während Syrien für "ewiges Chaos" steht, wie es der Nahost-Experte Anthony Cordesman formuliert. Für eine Zwickmühle, in der Obama nun steckt. Zu den theoretischen Grundsätzen des Oval Office gehört es, den Autokraten Baschar al-Assad resolut zum Rücktritt aufzufordern. Praktisch aber dürfte es Assad sein, der am ehesten von einer Schwächung der IS-Miliz profitiert. Die 5000 syrischen Oppositionskämpfer, die das Pentagon für den Guerillakrieg ausbilden will, reichen bei weitem nicht aus, um die Kräftebalance zu kippen. Und falls Amerikas Bomben tatsächlich dem Regime in Damaskus in die Hände spielen, dürfte die Allianz mit den sunnitischen Koalitionären nur von kurzer Dauer sein.

Es war eine Attacke mit Ansage. Bereits vor zwei Wochen, als er seine Strategie im Kampf gegen den "Islamischen Staat" skizzierte, hatte Barack Obama klargemacht, dass die Air Force auch über Syrien Bomben abwerfen wird. Dass der Ankündigung nicht sofort Taten folgten, lag wohl weniger an der Planung militärischer Details als an der politischen Botschaft, die der Präsident aussenden wollte. Um den Eindruck eines Alleingangs zu vermeiden, legte er Wert darauf, eine Allianz mit arabischen Verbündeten zu präsentieren. Und das brauchte offenbar seine Zeit.

Als sich Obama im Rosengarten des Weißen Hauses hinter ein Rednerpult stellte, um in knappen Sätzen den Sinn des Einsatzes zu erklären, drehte sich fast alles um die fünf Partnerstaaten. Bahrein, Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten sich an den Angriffen beteiligt beziehungsweise sie unterstützt: "Die Stärke dieser Koalition bedeutet, dies ist nicht allein Amerikas Kampf." Worin genau die Aufgabe des arabischen Quintetts bestand, lassen sowohl der Staatschef als auch das Pentagon offen. Was zählt, ist allein das Symbol.

Mit Ausnahme Bahreins sind es Länder mit sunnitischen Mehrheiten, die nun mit Washington paktieren im Duell gegen eine Miliz, die sich gern zur Rächerin unterdrückter Sunniten stilisiert. Es zeigt, dass sunnitische Königshäuser wie in Riad oder Amman nicht mehr alle Konflikte der Region unter das Vorzeichen eines epochalen schiitisch-sunnitischen Kräftemessens stellen, sondern sie sich durch die sunnitischen Terroristen des IS inzwischen selbst bedroht sehen.

Aus Sicht Washingtons ist die zentrale Symbolik eine andere: Nach Jahren der Zurückhaltung bauen die USA ihre militärische Rolle im Nahen Osten wieder aus. Ein Präsident, der sich lange weigerte, in den syrischen Bürgerkrieg mit mittlerweile 200 000 Toten einzugreifen, wirft das Ruder stärker herum, als viele es angenommen hatten. Es überrascht, wie flächendeckend Obama Ziele in Syrien attackieren ließ. 14 Schläge habe die Koalition gegen dortige IS-Stellungen geführt, von Al-Raqqah über Deir al-Zor bis nach Abu Kamal an der irakischen Grenze, meldete das Zentralkommado. Zudem habe man westlich von Aleppo die Khorasan-Gruppe angegriffen, Trainingslager und Munitionsdepots von Al-Qaida-Veteranen, die Anschläge im Westen geplant hätten. Dabei kamen die neuesten Kampfflugzeuge vom Typ "Raptor" zum Einsatz (siehe Infokasten). Schließlich ist es die politische Terra incognita namens Syrien , eine Konfliktdynamik mit etlichen Unbekannten, die Fragen über Fragen aufwirft. Im Irak sind die Angriffe aus der Luft Teil einer breiter angelegten Strategie. Militärisch sollen sie den Boden bereiten für einen Vormarsch kurdischer Peschmerga und der irakischen Armee. Politisch verspricht der neue Premierminister Haidar al-Abadi, Kurden und Sunniten an der Macht zu beteiligen, anders als sein Vorgänger Nuri al-Maliki, der eine kurzsichtige Klientelpolitik zu Gunsten der Schiiten betrieben hatte. In einem Satz, im Irak lässt sich zumindest ansatzweise ein Konzept erkennen, während Syrien für "ewiges Chaos" steht, wie es der Nahost-Experte Anthony Cordesman formuliert. Für eine Zwickmühle, in der Obama nun steckt.

Zu den theoretischen Grundsätzen des Oval Office gehört es, den Autokraten Baschar al-Assad resolut zum Rücktritt aufzufordern. Praktisch aber dürfte es Assad sein, der am ehesten von einer Schwächung der IS-Miliz profitiert. Die 5000 syrischen Oppositionskämpfer, die das Pentagon für den Guerillakrieg ausbilden will, reichen bei weitem nicht aus, um die Kräftebalance zu kippen. Und falls Amerikas Bomben tatsächlich dem Regime in Damaskus in die Hände spielen, dürfte die Allianz mit den sunnitischen Koalitionären nur von kurzer Dauer sein.

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Hintergrund Das Flugzeug F-22 "Raptor" (Raubvogel) soll allen aktuellen Jagdflugzeugen weit überlegen sein und zudem Lenkbomben tragen können. Der "Raptor" ist mit Tarnkappentechnik ausgestattet. Der Einsatzradius wird mit rund 1480 Kilometern angegeben. An Bord ist ein Pilot. Der Hersteller Lockheed Martin beziffert den Stückpreis auf mehr als 140 Millionen Dollar. dpa

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