Die Lunte am Rentensystem

Als Bismarck die deutsche Rentenkasse erfand, war die Rechnung noch einfach: Leistungen bekam, wer mindestens 30 Jahre lang eingezahlt hatte, vom 70. Geburtstag an.

Die Lebenserwartung lag bei 40 Jahren. Die Rente war sicher - für alle, die sie erlebten.

Inzwischen werden die Deutschen im Schnitt über 80 Jahre alt. Die Zahl der Rentner steigt, die Beitragszahler werden weniger, und der Rentenkasse werden immer neue, sachfremde Leistungen aufgebürdet. Das System ächzt, weil eine Reform seit Jahren überfällig ist. Und nun sind die angehenden Großkoalitionäre dreist genug, weitere Wohltaten zu versprechen. Aus der Rentenkasse. Da wäre das Herzensanliegen der Union, die Mütterrente: zweifellos eine Frage der Gerechtigkeit. Finanziert werden muss sie aber aus Steuermitteln, denn in Wahrheit ist sie keine Rentenleistung, sondern eine soziale Ausgleichszahlung.

Die Reserven der Rentenversicherung sind derzeit so prall gefüllt wie seit Jahren nicht mehr - ein Segen angesichts der heranrollenden Belastungen durch die geburtenstarken Jahrgänge. Wer jetzt mit vollen Händen in diese Kasse greift, um teure Wahlversprechen einzulösen, schafft Milliarden-Lasten für die Zukunft. Und legt damit die Lunte an das System. Eigentlich auch eine ganz einfache Rechnung.

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