Allensbach-Umfrage „Generation Mitte“: Gut versorgt, aber sehr besorgt

Berlin · Die 30- bis 59-Jährigen sorgen sich um die politische Stabilität. Eine Allensbach-Umfrage sieht einen Zwiespalt zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Lage.

 Eigentlich geht es der „Generation Mitte“ gut, vor allem wirtschaftlich gesehen. Partnerschaft, Familie und Freunde nehmen einen hohen Stellenwert ein. Doch die Sorge um die Stabilität ist groß.

Eigentlich geht es der „Generation Mitte“ gut, vor allem wirtschaftlich gesehen. Partnerschaft, Familie und Freunde nehmen einen hohen Stellenwert ein. Doch die Sorge um die Stabilität ist groß.

Foto: dpa/Matthias Balk

Den Bundesbürgern zwischen 30 und 59 Jahren geht es insgesamt so gut wie nie zuvor. Allerdings fürchtet die „Generation Mitte“ zunehmend um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die politische Stabilität im Land. Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Befragung des Allensbach-Instituts, die gestern in Berlin veröffentlicht wurde. Das Wichtigste im Überblick:

Was ist der „Generation Mitte“ besonders wichtig?

Die Gesundheit, sagen mit 90 Prozent die Allermeisten. Auf den folgenden Plätzen rangieren eine glückliche und stabile Partnerschaft (83 Prozent), finanzielle Unabhängigkeit (82 Prozent) und ein guter Freundeskreis (78 Prozent). Auffällig: Die Sparsamkeit, einst eine Tugend, liegt mit 14 Prozent Zustimmung auf dem letzten von 23 Plätzen. Gleichzeitig fürchtet aber mehr als die Hälfte der Befragten eine unsichere Rente sowie eine Einschränkung des Lebensstandards im Alter. Und mehr als jeder Dritte hat Angst, dass sein Einkommen schon in den nächsten Jahren nicht ausreichen könnte. Zwischen solchen Befürchtungen und dem mangelnden Vorsatz, selbst etwas dagegen zu tun, klafft also eine Lücke.

Wie steht es um die eigene Lebenslage?

42 Prozent der Menschen im mittleren Alter sagen, dass es ihnen heute besser geht als vor fünf Jahren. 40 Prozent sehen keine Veränderungen. Knapp jeder Fünfte beklagt eine Verschlechterung seiner Lage. Optimistisch ist eine große Mehrheit auch für die Zukunft. Gut drei Viertel der Befragten rechnen in den kommenden fünf Jahren mit weiteren Verbesserungen beziehungsweise keinen Veränderungen. Allerdings geht die Schere zwischen den sozialen Schichten dabei weit auseinander. So sorgt sich jeder Vierte unter den Einkommensschwächeren um seinen Arbeitsplatz. In der mittleren Schicht tut das nur etwa jeder Zehnte. Und während es heute 55 Prozent der Menschen mit höherem sozialen Status besser geht als vor fünf Jahren, geht es 37 Prozent der Menschen mit niedrigerem Status heute schlechter als damals.

Was verunsichert die Bürger?

Die mittlere Generation ist laut Allensbach-Chefin Renate Köcher ebenso wie die gesamte Bevölkerung „im Zwiespalt“ zwischen wachsender Zufriedenheit mit der materiellen Situation und dem Unbehagen über die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. So glauben aktuell nur noch 27 Prozent, dass die Politik für Sicherheit und stabile Verhältnisse sorgen kann. Damit hat sich dieser Anteil innerhalb von nur drei Jahren fast halbiert. Zwei Drittel halten den gesellschaftlichen Zusammenhalt für schwach oder sehr schwach. Ebenso viele haben den Eindruck, dass sich diese Entwicklung beschleunigt. Im Jahr 2015 fürchteten 56 Prozent der Befragten um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Jetzt sind es 67 Prozent.

Plagen die Bürger auch Abstiegsängste?

Wegen der guten Konjunktur und der anhaltend positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt spielt dieses Thema in der mittleren Generation nur eine untergeordnete Rolle. So hat sich der Anteil derer, die sich als akut abstiegsgefährdet einstufen, in den letzten zwei Jahren von 15 auf elf Prozent reduziert. Gleichzeitig werden die Aufstiegschancen günstiger beurteilt als damals. 2016 waren hier 46 Prozent der Befragten optimistisch. Jetzt sind es 58 Prozent.

Wie genau kam die Befragung
zustande?

Die Allensbach-Befragung im Auftrag der Versicherungswirtschaft wurde zum sechsten Mal durchgeführt. Die Interviews mit insgesamt 1048 Frauen und Männern im Alter zwischen 30 und 59 Jahren fanden im Juli dieses Jahres statt.

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