Die FDP platzt aus allen Nähten

Berlin. Seit dem Wahlsonntag strotzt die FDP vor Selbstbewusstsein - und platzt aus allen Nähten. 91 Abgeordnete passen beim besten Willen nicht in den Fraktionssaal, der bisher schon mit 61 Menschen gut gefüllt war

Berlin. Seit dem Wahlsonntag strotzt die FDP vor Selbstbewusstsein - und platzt aus allen Nähten. 91 Abgeordnete passen beim besten Willen nicht in den Fraktionssaal, der bisher schon mit 61 Menschen gut gefüllt war. Ihre erste Sitzung absolvierten die Liberalen deshalb in der letzten Woche nicht wie üblich auf der Fraktionsebene des Reichstages, sondern in einem Ausweichquartier in einem Nebengebäude. Dort wiederum war es im Vorraum so eng für die Medien, dass es tumultartige Szenen gab; Guido Westerwelle wurde fast gegen einen Servierwagen gedrückt, der im Weg stand. Der Grund: Als in den 90er Jahren der Umbau des Reichstages zum neuen deutschen Bundestag geplant wurde, waren Ergebnisse wie am letzten Wahlsonntag noch nicht absehbar. Die Volksparteien waren noch Volksparteien und die kleinen Parteien noch klein. Entsprechend wurde gebaut. Union und SPD bekamen Riesen-Fraktionssäle unter den beiden nach Osten zeigenden Türmen des Reichstages, die FDP einen kleineren unter dem Nord-West-Turm und Grüne und PDS noch kleinere an der Süd-West-Ecke. Das ging seit dem Berlin-Umzug 1999 ein Jahrzehnt lang gut. Doch jetzt herrscht drangvolle Enge bei den groß gewordenen Liberalen und auch bei Grünen und Linkspartei, die alle ebenfalls über zehn Prozent erzielten. Nur bei den Sozialdemokraten zeigt sich nach der Wahl gähnende Leere, statt 222 füllen nur noch 149 SPD-Abgeordnete den nach Otto Wels benannten Fraktionssitzungssaal. Hätte man solche politischen Umwälzungen geahnt, hätte man wenigstens flexible Wände eingebaut. Nun sollen es die Tische richten. Die Bundestagsverwaltung will den Liberalen vorschlagen, ihren "Gustav-Stresemann-Saal" mit schmaleren Tischen zu bestücken. Man habe genug davon auf Lager, heißt es. Denn dass jeder Abgeordnete Anspruch auf einen Sitzplatz mit Tisch hat, gilt als ausgemacht. Wenn die FDP dann noch nicht zufrieden sei, müsse eventuell umgebaut werden. Die Frage ist nur: Wie lange reicht die neue Größe?

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