„Die FDP ist das Korrektiv“

Die vielen Versprechen im gestern öffentlich vorgestellten Wahlprogramm der Union nimmt FDP-Chef Rösler als Anlass zu einer Warnung: Man dürfe das Ziel von stabilen Haushalten nicht aus den Augen zu verlieren. Mit Rösler sprach SZ-Korrespondent Hagen Strauß.

Herr Minister, freuen Sie sich insgeheim über das Wahlprogramm der Union? Eine bessere Chance zur Abgrenzung bietet sich selten.

Rösler: Von Frau Merkel über Herrn Schäuble bis zu Herrn Seehofer sind wir uns einig, dass wir bei allen Unterschieden in einzelnen Sachfragen diese erfolgreiche Koalition der Mitte fortsetzen wollen. Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Parteien überwiegen. Dessen ungeachtet: Union und FDP sind unterschiedliche Parteien. Das kommt in den jeweiligen Wahlprogrammen zum Ausdruck, und das ist auch gut so. So wird deutlich, dass allein die FDP die Grundwerte der Sozialen Marktwirtschaft hochhält. Um es noch mal zu sagen: Wir wollen die Koalition fortsetzen, denn die eigentliche haushaltspolitische und steuerpolitische Gefahr für unser Land ist Rot-Grün.

Was setzen die Liberalen gegen das Wohlfühlprogramm von CDU und CSU?

Rösler: Wir werden unsere Politik der soliden Haushalte fortsetzen. Das heißt, zunächst keine neuen Schulden machen, dann Überschüsse erwirtschaften, dann überlegen, was wir mit dem eingesparten Geld machen. Und da sind wir in erster Linie für die weitere Entlastung der Fleißigen und Leistungsbereiten in der Mitte der Gesellschaft, etwa durch den Abbau der Kalten Progression.

Wo wäre die FDP denn kompromissbereit - Mütterrente, Mietpreisbremse, Lebensleistungsrente, Frauenquote?

Rösler: Wir werden jetzt keine Koalitionsverhandlungen vorwegnehmen. Unsere Positionen in all diesen Fragen sind sehr klar. Nehmen Sie das Beispiel Mietpreisbremse. Die lehnen wir ab. Sie schafft keinen einzigen zusätzlichen Wohnraum. Richtig wäre es, die Rahmenbedingungen für private Investoren zu verbessern, sodass Investoren erkennen, dass sich ihr Engagement auch auszahlt. Bei all diesen Themen zeigt sich, dass nur mit dem Einfluss der FDP ein weiteres Abrutschen der Union nach links verhindert werden kann.

Verlässt die Union aus ihrer Sicht den Pfad des soliden Haushaltens?

Rösler: Mit uns zusammen in einer Koalition nicht. Aber auch in den eigenen Reihen von CDU und CSU gibt es ja starke Stimmen, die mit den Wahlversprechen ihrer Partei nicht glücklich sind. Vor allem gehen wir davon aus, dass das Wahlergebnis uns die Fortsetzung der Koalition der Mitte ermöglichen wird und damit die FDP weiter als Korrektiv zur Verfügung stehen wird.

Halten Sie an einer schwarzen Null ab 2015 fest?

Rösler: Wir werden an unserem Stabilitätskurs festhalten. Wir stehen zu unserem Ziel der stabilen Haushalte. Da waren wir immer die treibende Kraft, und das werden wir auch bleiben. Rot-Grün will in Deutschland die Steuern erhöhen, um die Schulden anderer in Europa zu bezahlen. Das werden Union und FDP verhindern.

Zum Thema:

HintergrundSPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat das Wahlprogramm der CDU/CSU als Papier der "Plattitüden und leeren Versprechen", kritisiert. "Es gibt keinerlei Finanzierungsvorschlag für die wahnwitzigen Versprechen, die da gegeben werden", sagte Steinbrück gestern mit Blick auf milliardenschwere Vorhaben der Unionsparteien. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte fehlende finanzielle Grundlagen für die Wahlversprechen der CDU/CSU und sprach von einem "Wahlbetrugsprogramm". Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel erteilte derweil den von der Opposition geplanten höheren Steuerbelastungen auf große Vermögen und Einkommen eine Absage. Aufgabe der Politik sei es, "verlässliche Rahmenbedingungen" für den Mittelstand und etwa die aufstrebende IT-Banche zu schaffen, so Merkel. afp

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