Berlin/Saarbrücken. Die Deutschen haben wieder mehr Angst vor der Zukunft - vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Mehr als zwei Drittel fürchten sich vor steigenden Lebenshaltungskosten (68 Prozent) und einem wirtschaftlichen Abschwung (67), wie die gestern vorgestellte Langzeit-Studie "Die Ängste der Deutschen" zeigt. Zugleich sank jedoch - als einziger Wert überhaupt - die Angst vor höherer Arbeitslosigkeit: Sie ging im Vergleich zum Vorjahr um vier Punkte auf 61 Prozent zurück und rutschte damit vom zweiten auf den sechsten Rang der Sorgen-Skala ab. Die Befürchtung, den eigenen Job zu verlieren, findet sich sogar erst auf Platz neun (48 Prozent).Katastrophen wie der Ausbruch des Vulkans auf Island oder die Ölpest im Golf von Mexiko lösten Umweltängste bei 64 Prozent aus - mit plus acht Punkten ein Rekordwert für diese Kategorie. Noch stärker macht den Deutschen aber die Furcht vor einer schweren Erkrankung (57 Prozent, plus acht) oder vor einem Leben als Pflegefall (61, plus sieben) zu schaffen. Ihre Politiker sehen die Bürger deutlich kritischer als früher: Die Angst vor einer Überforderung der Politik nannten 62 Prozent (plus neun) der Befragten. Die Rücktritte der jüngsten Zeit würden "als Flucht aus der Verantwortung interpretiert", erläuterte der Politologe Manfred Schmidt, der die Studie begleitete.Das "Angst-Niveau" - der Schnitt aller abgefragten Kategorien - lag bei 50 Prozent. Das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Untersuchung im Jahr 1991; damals betrug der Index nur 27 Prozent. Die Saarländer und Rheinland-Pfälzer sind dabei zuversichtlicher als die meisten anderen Deutschen. In beiden Ländern stieg das Angst-Niveau zwar auf 48 Prozent (plus sieben), doch weniger ängstlich sind nur die Berliner und die Bayern (je 47 Prozent). Während die Sorge vor einer Konjunktur-Delle mit 58 Prozent unter dem Bundesschnitt liegt, ist bei Saarländern und Pfälzern die Furcht vor einer Zukunft als Pflegefall besonders verbreitet: Diese Angst plagt hier 65 Prozent der Befragten. dpa/epd/dapd