CSU-Parteitag Auf der Suche nach dem Befreiungsschlag

München · Die Bayern-Wahl naht – und nur 35 Prozent in den Umfragen: Die Christsozialen bangen um ihre Zukunft.

 Er kämpft wie ein Löwe: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) während seiner Rede auf dem CSU-Parteitag am Wochenende.

Er kämpft wie ein Löwe: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) während seiner Rede auf dem CSU-Parteitag am Wochenende.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Welch perfekt inszenierte Geschlossenheit. Als Horst Seehofer und Markus Söder gemeinsam den überfüllten Münchner Postpalast betreten, scheint nicht nur bei ihren Anhängern die Last der vergangenen Wochen vergessen. Der Parteichef und der Ministerpräsident kämpfen sich durch die Menge, steigen gemeinsam auf die Bühne, winken den Delegierten zu. Kaum zu glauben, dass da zwei Männer bejubelt werden, die in vier Wochen nach der Bayern-Wahl einen Platz in den CSU-Annalen einnehmen könnten, den keiner haben will: als Hauptverantwortliche für den möglicherweise dauerhaften Verlust der absoluten Mehrheit.

Am 14. Oktober wählen die Bayern einen neuen Landtag. Und noch nie in den vergangenen Jahrzehnten stand die CSU so unter Druck wie jetzt. Nur noch 35 bis maximal 36 Prozent in aktuellen Umfragen – die Verteidigung der absoluten Mehrheit dürfte nahezu ausgeschlossen sein. Hinzu kommt der neue Koalitionsstreit in Berlin – und ein Parteichef, der als Bundesinnenminister unter Dauerfeuer steht.

Inmitten dieser brenzligen Situation sucht die CSU auf ihrem Parteitag den Befreiungsschlag, wollen Seehofer und Söder die Trendwende einleiten. Und sie haben eine gemeinsame Hauptbotschaft: Die CSU habe Bayern stark gemacht – und nur mit einer starken CSU werde Bayern so bleiben, wie es ist. „Das Rückgrat für Bayern ist die Christlich-Soziale Union, das sind wir“, ruft Söder ganz am Ende seiner gut 80-minütigen, umjubelten Rede den 800 Delegierten zu. „Es wäre echt Bayern zu schade, um es in falsche Hände zu geben.“

Die Strategie dahinter: Die CSU deklariert die Wahl von Personen und Parteien zu einer Abstimmung über die Stabilität des Landes – und sogar über Wohl und Wehe der Demokratie. „Wir befinden uns in einer ernsten Situation – nicht nur für die CSU, sondern für die Demokratie in unserem Land“, erklärt Söder. Noch nie sei die Demokratie so zersplittert gewesen. „Wir wollen keine Kommunisten und Rechtsextreme, die den Landtag dominieren. Wir wollen einen bayerischen Landtag.“ Während ein Geist der Verunsicherung durch Europa und Deutschland wehe, wolle die CSU für stabile Verhältnisse sorgen – als „einzige verbliebene Volkspartei“.

Söder steht dabei eindeutig im Zentrum. „Wir brauchen auch immer einen Leader vorne – und den haben wir mit dem Markus“, sagt sogar Seehofer über seinen Dauerrivalen. Wie von der Parteitagsplanung vorgesehen, ist es dann auch der Spitzenkandidat Söder, der die Delegierten restlos begeistert: Die schlechten Umfragen müssten ein „Weckruf“ sein, betont er und fordert: „Kämpfen, kämpfen, kämpfen!“ Wenn man sich umhört, besteht bei den Delegierten kein Zweifel, dass Söder auch bei einer Wahlniederlage weiter als Ministerpräsident gesetzt ist. Wie sagt auch Seehofer ganz am Ende: „Er ist schlicht und einfach das Beste, was wir in Bayern haben.“

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