„Die Arbeit geht jetzt erst los“

Professor Walter Arnold war am Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren in Saarbrücken ab 1997 an der Entwicklung eines Sensors für die „Rosetta“-Mission beteiligt. Die Landung auf dem Kometen verfolgte er im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. Über seine Eindrücke und Erwartungen sprach er mit SZ-Redakteurin Stefanie Marsch.

Wie waren die Reaktionen im Kontrollzentrum in Köln, als die Nachricht von der Landung auf dem Kometen kam?

Arnold: Alle haben große Freude und Erleichterung verspürt - vor allem die Menschen, die in den letzten Wochen ganz nah mit der Mission zu tun hatten. Viele waren sehr gerührt. Aber dann stieg die Spannung schnell wieder. Wo genau war der Roboter gelandet? Hat er sich wie geplant mit kleinen Harpunen im Kometen verankert? Es blieb also weiterhin spannend.

Wie haben Sie diesen Tag erlebt? Sie haben lange darauf gewartet.

Arnold: Als Wissenschaftler sind wir es gewöhnt, Jahre oder sogar Jahrzehnte auf Ergebnisse zu warten. Aber das hier ist schon etwas Außergewöhnliches, weil das Forschungsobjekt so weit entfernt im All ist. Es herrschte den ganzen Tag eine besondere Stimmung - gespannt und aufgeregt. Es ist schön, Teil davon zu sein. Das Kontrollzentrum selbst ist nur für die Kollegen zugänglich, die tatsächlich die Kontrolle der Mission innehaben. Aber ich konnte aus einem Nebenraum alles verfolgen. Und jetzt geht für mich die Arbeit erst richtig los.

Wie geht es weiter?

Arnold: Die ersten Daten unseres Moduls Casse sind bereits auf der Erde angekommen. Wir haben schon begonnen, sie auszuwerten. Wie viele Daten wir am Ende erhalten, ist jetzt noch nicht abzusehen. Aber wir hoffen, dass die Messungen bis März weitergehen, bevor es durch die Annäherung des Kometen an die Sonne für die Technik zu heiß wird.

Was erwarten Sie sich von Ihrem Experiment auf dem Kometen ?

Arnold: Kometen wie Tschuri sind die Überbleibsel der Planetenbildung. Wir wollen mit unserem Experiment Erkenntnisse über die elastischen und plastischen Eigenschaften seines Materials erhalten. Die ersten Messungen wurden schon beim Aufsetzen des Landers gemacht. Sinken die Füße, in die unser Instrument eingebaut ist, ein? Wenn ja, wie verformt sich dabei die Oberfläche? Außerdem soll Casse später Experimente mit Schallwellen im Kometenboden machen und zum Beispiel ihre Geschwindigkeit messen. Durch all das können wir Rückschlüsse auf die Festigkeit und den Zusammenhalt des Kometen ziehen - was wiederum ein kleines Teil des großen Bildes ist, wie unser Planetensystem entstanden ist.

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