"Die Anspannung war schon hoch"

Wie bewerten Sie den jetzt gefundenen Kompromiss für den deutschen Steinkohle-Bergbau.Geuskens: Mit dieser Lösung kann man leben. Doch wir sind noch nicht über den Berg. Absolute Sicherheit haben wir erst am Freitag, wenn der EU-Ministerrat der Regelung zugestimmt hat

Wie bewerten Sie den jetzt gefundenen Kompromiss für den deutschen Steinkohle-Bergbau.

Geuskens: Mit dieser Lösung kann man leben. Doch wir sind noch nicht über den Berg. Absolute Sicherheit haben wir erst am Freitag, wenn der EU-Ministerrat der Regelung zugestimmt hat.

Wie haben die saarländischen Bergleute die Diskussion erlebt?

Geuskens: Die Anspannung war schon hoch, die Stimmung gedrückt. Denn niemand konnte den Bergleuten sagen, wie es weitergeht. Doch die Überzeugungsarbeit der vergangenen Monate hat sich gelohnt. Jetzt haben unsere Bergleute eine Perspektive, auch wenn 1700 von ihnen noch für einige Jahre an die Ruhr und nach Ibbenbüren zur Arbeit fahren müssen.

Wird damit der deutsche Steinkohle-Bergbau ab 2019 Geschichte sein?

Geuskens: Das sehe ich noch nicht so. Es dürfen zwar keine Subventionen mehr fließen. Doch ich gehe davon aus, dass die Energiepreise weltweit weiter steigen werden. Dabei kann es sogar passieren, dass deutsche Zechen rentabel arbeiten können. Wenn es in der Primsmulde des Bergwerks Saar beim Abbau der Flöze nicht zu Erderschütterungen gekommen wäre, hätten wir bei der heutigen Preissituation zumindest eine Kostendeckung erreichen und zahlreiche Arbeitsplätze erhalten können.

Steinkohle soll doch in Deutschland für die Energie-Erzeugung eine immer kleinere Rolle spielen. Brauchen wir sie in den nächsten Jahrzehnten überhaupt noch?

Geuskens: Man muss abwarten, wie der Umbau der Stromerzeugung hin zu regenerativen Energiequellen vonstatten geht. Schon heute wird der Strom aus Sonne, Wind oder Biomasse über das Erneuerbare-Energien-Gesetz wesentlich stärker subventioniert, als dies bei der Kohle jemals der Fall war. Irgendwann könnte die elektrische Energie in Deutschland so teuer werden, dass große Industriebetriebe erwägen könnten, die Produktion hierzulande aufzugeben.

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