Die Angst vor der Öl-Katastrophe im kanarischen Urlaubsparadies

Madrid. Die Kanarischen Inseln rüsten sich zum Kampf. Nachdem Spaniens Regierung den Weg für Probe-Ölbohrungen vor Lanzarote und Fuerteventura freigemacht hat, gehen die Insel-Bewohner gemeinsam auf die Barrikaden. Die Menschen auf den Kanaren fürchten, dass die Ölförderung vor ihren Küsten ihre Traumstrände, den Tourismus und auch die Trinkwassergewinnung schädigen könnte

Madrid. Die Kanarischen Inseln rüsten sich zum Kampf. Nachdem Spaniens Regierung den Weg für Probe-Ölbohrungen vor Lanzarote und Fuerteventura freigemacht hat, gehen die Insel-Bewohner gemeinsam auf die Barrikaden. Die Menschen auf den Kanaren fürchten, dass die Ölförderung vor ihren Küsten ihre Traumstrände, den Tourismus und auch die Trinkwassergewinnung schädigen könnte. Inselregierung, Bürgerinitiativen und Umweltschutz-Organisationen wollen "mit allen Mitteln" gegen die Ölsuche kämpfen.

Erbitterter Widerstand

Die Empörung ist auch deswegen groß, weil Spaniens konservative Regierung das Ölgeschäft mit dem spanischen Energieriesen Repsol offenbar vereinbarte, ohne die kanarische Regionalregierung zu fragen. "Die behandeln uns wie eine Kolonie", schimpft Paulino Rivero, Chef der Kanarenregierung, die von der "Kanarischen Koalition" angeführt wird. Dies sei eine "einseitige Entscheidung" und eine "Missachtung" der kanarischen Interessen. Die Kanarischen Inseln, die im Jahr 2011 von mehr als zehn Millionen Touristen besucht wurden, werden aber "nicht auf die Knie fallen", sondern in jedem Fall erbitterten Widerstand leisten.

Spaniens Öl- und Gasgigant Repsol vermutet, dass östlich von Lanzarote und Fuerteventura große Ölvorkommen im Meeresboden schlummern. Mit Probebohrungen etwa 60 Kilometer vor den Küsten und in bis zu 3500 Meter Meerestiefe will Repsol die mutmaßlichen Öllager genauer erforschen. Das anvisierte Ölfördergebiet liegt an der Grenze der von Spanien beanspruchten Seewirtschaftszone.

Doch auch Marokko hat ein Auge auf den vermuteten Ölreichtum zwischen Kanaren und marokkanischer Atlantikküste geworfen - es ist also noch Streit darüber zu erwarten, wem das "schwarze Gold" gehört.

An der Repsol-Ölsuche vor den Kanaren ist auch der deutsche Rohstoff-Multi RWE Dea beteiligt, der für dieses Projekt mit Repsol und dem australischen Partner Woodside ein Konsortium bildet. Repsol glaubt, dass sich vor den Kanarischen Inseln "das größte Erdölvorkommen der Geschichte Spaniens" befinden könnte, was im Interesse der Inseln wie auch ganz Spaniens sei.

Der Weltkonzern verspricht, vor Bohrbeginn eine Umweltstudie vorzulegen. Wenn alles klar gehe, könne Ende 2014 die konkrete Ölsuche beginnen und von 2019/2020 das Öl über Förderinseln abgepumpt werden.

Doch die breite Protestbewegung auf den Kanarischen Inseln will alles dafür tun, dass es nicht so weit kommt. Mit Demonstrationen, politischem Druck und einer juristischen Schlacht vor Gericht soll die Ölförderung noch verhindert werden. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt bereits vor dem "enormen Risiko" einer Ölpest durch Unfälle, Brände oder Rohrbrüche an den Bohrstellen. Greenpeace erinnert an die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko, nachdem dort im April 2010 eine BP-Ölplattform explodiert und gesunken war. Auch die Reisebranche warnt vor einem möglichen "großen Imageschaden" für das Urlaubsparadies.

Protest- und Klagewelle

Die Pläne für die Ölbohrungen vor den Kanaren sind übrigens schon alt: Im Jahr 2001 waren sie bereits von der damaligen konservativen Regierung Spaniens genehmigt, dann aber nach einer Protest- und Klagewelle von einem Gericht widerrufen worden, weil Umweltschutzbelange nicht genügend berücksichtigt worden waren. Nun geht der Streit ums Öl in eine neue Runde. Spanien hat bisher praktisch keine nennenswerten Ölvorkommen im eigenen Territorium. Gut 98 Prozent des benötigten Erdöls müssen eingeführt werden. Wenn sich der große Fund vor den Kanaren bestätigt, könne Spanien wenigstens zehn Prozent seines Bedarfs aus dieser Quelle decken, sagt Energieminister José Manuel Soria. Angesichts der spanischen Öl-Abhängigkeit, sagte Soria, "können wir uns nicht den Luxus erlauben, dieses Vorkommen nicht zu erschließen".

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