Druck auf Jamaika Deutschlands Top-Konzerne für Kohleausstieg

Düsseldorf/Saarbrücken · Mehr als 50 Unternehmen und Verbände fordern von den Jamaika-Parteien mehr Mut beim Thema Klimaschutz. Sie verlangen unter anderem die Abschaltung von Kohlekraftwerken.

Mit einem eindringlichen Appell an die künftige Bundesregierung haben sich deutsche Top-Unternehmen in die Debatte um Klimaschutz und Energiewende eingeschaltet. Eine Allianz von mehr als 50 Dax-Konzernen, Mittelständlern sowie Verbänden fordert die Jamaika-Parteien in den Sondierungsgesprächen auf, Klimaschutz zur zentralen Aufgabe der neuen Regierung zu machen. In der gemeinsamen Erklärung verlangen sie „einen verlässlichen und sozialverträglichen Ausstiegspfad bei der Kohleverstromung“ sowie einen „investitionsrelevanten CO2-Preis“.

Unterzeichnet haben beispielsweise Aldi Süd, die Telekom, Siemens, SAP, Adidas und Puma. Sie verlangen unter anderem höhere Ausschreibemengen für Ökostrom, mehr Anreize für Gebäudesanierungen und „Vorfahrt für Stromnetze und Speicher“. Außerdem solle die künftige Regierung eine „Modernisierung“ von Steuern und Abgaben und die Beendigung von Subventionen für fossile Energieträger bis 2025 prüfen. Mit klugen staatlichen Rahmensetzungen könne auch die im internationalen Wettbewerb stehende energieintensive Industrie ihren Umbau vorantreiben und dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten, hieß es.

Die teilnehmenden Firmen beschäftigen laut eigenen Angaben zusammen mehr als 450 000 Menschen in Deutschland und erwirtschaften weltweit mehr als 350 Milliarden Euro im Jahr. Es handle sich um die „größte und umfassendste Unternehmenserklärung für ambitionierten Klimaschutz, die in Deutschland je veröffentlicht wurde“.

Der Kohleausstieg ist eines der Streitthemen zwischen Union, FDP und Grünen. Grünen-Chefin Simone Peter zeigte sich gestern aber kompromissbereit: Es komme nicht darauf an, ob die Kohlekraftwerke 2030 oder 2032 vom Netz gehen, solange die CO2-Emissionen 2020 um 40 Prozent unter denen von 1990 lägen.

Im Saarland gibt es derzeit noch fünf Standorte für Kohlekraftwerke. Die größte Stromfabrik steht in Bexbach mit einer Leistung von 740 Megawatt (MW). Standort Nummer zwei ist Göttelborn (697 MW). Die Anlagen gehören zum Essener Energiekonzern Steag, der zudem im Völklinger Stadtteil Fenne tätig ist. In Saarbrücken tut das Kraftwerk Römerbrücke seinen Dienst. Es kann mit Kohle, Öl und Gas betrieben werden. Bereits besiegelt ist das Schicksal der Steinkohle-Kraftwerksblöcke der VSE in Ensdorf. Sie sollen Anfang 2018 stillgelegt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort