Deutschland spart durch Niedrigzins 120 Milliarden

Frankfurt · Was viele Sparer ärgert, freut den Finanzminister: Für ihn ist es seit der Finanzkrise günstiger geworden, Schulden zu machen. Die niedrigen Zinsen ersparen dem Fiskus Milliarden.

Der deutsche Staat hat dank der extrem niedrigen Zinsen seit der Finanzkrise 2007 rein rechnerisch rund 120 Milliarden Euro eingespart. Das geht aus einer neuen Statistik der Bundesbank hervor. Musste Deutschland Anfang der 1990er Jahre im Schnitt noch acht Prozent Zinsen für seine Schulden zahlen, sank die durchschnittliche Verzinsung 2007 auf 4,3 Prozent und im Vorjahr dann auf gut 2,6 Prozent. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank drückte den Wert ebenso wie die hohe Nachfrage nach als sicher geltenden deutschen Staatspapieren.

Nach Angaben der Bundesbank betrug die gesamtstaatliche Entlastung gegenüber dem Durchschnittszins 2007 allein im vergangenen Jahr fast 37 Milliarden Euro . Rechnet man die jährliche Entlastung seit 2008 zusammen, ergibt sich die Gesamtzahl von rund 120 Milliarden Euro . Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU ), der für den Bund im kommenden Jahr erstmals seit 1969 keine neuen Schulden machen will, hat nach Ansicht von Experten von dieser Entwicklung kräftig profitiert. "Bund, Länder und Kommunen konsolidieren ihre Haushalte derzeit vor allem aufgrund der niedrigen Zinsausgaben und der günstigen Einnahmeentwicklung", sagte der Wirtschaftsweise Lars Feld der Zeitung "Welt am Sonntag".

"Die sogenannte finanzielle Repression, also die Entschuldung des Staates auf Kosten der Sparer und Anleger, ist weiter in vollem Gange", beklagte gestern dagegen Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Anleger sollten sich gerade in Sachen Altersvorsorge neu orientieren.

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