Deutschland muss Strom verschenken

Bonn. Der massive Ausbau von Wind- und Solarenergie macht Deutschland zum Exportmeister beim Strom. 2012 wurden so viele Mengen ins Ausland transportiert, wie noch nie - rund 23 Milliarden Kilowattstunden, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. Das entspricht der Jahresproduktion von über zwei Kernkraftwerken

Bonn. Der massive Ausbau von Wind- und Solarenergie macht Deutschland zum Exportmeister beim Strom. 2012 wurden so viele Mengen ins Ausland transportiert, wie noch nie - rund 23 Milliarden Kilowattstunden, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. Das entspricht der Jahresproduktion von über zwei Kernkraftwerken.Mehrfach wurde sogar Strom in das Ausland verschenkt oder die Abnahme zusätzlich mit einem Bonus bedacht, damit das Netz nicht kollabierte. Hintergrund: Wind- und Solarstrom werden vorrangig ins Netz eingespeist, daher kann etwa bei überraschend viel Wind zu viel Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken im deutschen Netz sein. Kraftwerksbetreiber mussten daher zum Teil sogar Geld bezahlen, um ihren Strom loszuwerden. Man spricht dann von "negativen Strompreisen". So wurden am ersten Weihnachtsfeiertag um vier Uhr für die Stromabnahme 220 Euro pro Megawattstunde gezahlt, damit der zu viel produzierte Strom abgenommen wurde. Im Jahresverlauf 2012 registrierte die europäische Strombörse an 15 Tagen solche negativen Strompreise. Dagegen hatten Industrie und konventionelle Energiewirtschaft zuletzt wiederholt vor Blackouts wegen der Energiewende gewarnt.

Trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien ist aber der Anteil des klimaschädlichen Kohlestroms in Deutschland im Jahr 2012 gestiegen, wie der BDEW weiter mitteilte. Der Braunkohleanteil am Strommix kletterte von 24,6 auf 25,6 Prozent, der von Steinkohle von 18,5 auf 19,1 Prozent. Zugleich stieg aber auch der Ökostromanteil von 20,3 Prozent auf 21,9 Prozent. Der Anteil von Atomkraft ging von 17,7 auf 16 Prozent zurück. Der Stromverbrauch sank um 1,4 Prozent.

Mehr Kohlestrom

Der Anstieg des Kohlestromanteils hängt besonders mit dem Preisverfall im europäischen Handel mit Verschmutzungsrechten zusammen, dadurch ist die Kohlestromproduktion höchst lukrativ. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller betonte in Berlin, besonders Gaskraftwerke würden so aus dem Markt gedrängt. Während Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) den Preis für CO2-Ausstoßrechte wieder steigern will, ist Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) strikt dagegen. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort