Deutsche zahlen zu viel für Energie

Berlin. Verbraucher in Deutschland zahlen immer noch zu viel für Strom und Gas. Elf Jahre nach der Liberalisierung des deutschen Energiesektors gebe es weiter "keinen funktionsfähigen Wettbewerb", sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap, gestern in Berlin

Berlin. Verbraucher in Deutschland zahlen immer noch zu viel für Strom und Gas. Elf Jahre nach der Liberalisierung des deutschen Energiesektors gebe es weiter "keinen funktionsfähigen Wettbewerb", sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap, gestern in Berlin. Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung zur Beobachtung des Wettbewerbs unter anderem bei Energie, Telekommunikation und Bahn. Sie legte ihr zweijährliches Sondergutachten zum Energiemarkt zum zweiten Mal vor.

Zentrales Problem sei weiter, dass sich wenige Unternehmen den Markt aufteilten und so die Preise hoch halten könnten. Beim Strom ist laut Monopolkommission weiter das Hauptproblem, dass die vier großen Versorger Eon, RWE, Vattenfall und EnBW zu viel Macht hätten. Es sei davon auszugehen, dass die Konzerne über Möglichkeiten verfügten, allein oder gemeinsam "in wohlfahrtsschädigender Weise auf die Preisbildung Einfluss zu nehmen", sagte Haucap. Auch auf dem Gasmarkt gebe es in Deutschland zu wenige und gleichzeitig zu mächtige Anbieter. Die Monopolkommission bemängelte zudem, dass die Firmen das Land in einzelne Marktgebiete parzelliert hätten. Für einen funktionierenden Wettbewerb seien einheitliche deutschlandweite Marktgebiete nötig. Monopolkommissions-Vorsitzender Haucap betonte zudem, dass rund 85 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus dem Ausland stammten, weshalb die deutschen Kontrollbehörden auf die Erzeuger und deren Preise kaum Einfluss hätten. Zugleich erklärte Haucap, das jüngste Vorgehen des Kartellamts gegen zu hohe Gaspreise sei wenig sinnvoll gewesen. Dabei hatten sich Versorger zu Rückzahlungen bereit erklärt, wodurch jene Kunden belohnt worden seien, die dem Versorger trotz zu hoher Preise treu geblieben seien. "Gerade die Verbraucher, die von ihrem überteuerten Gasversorger weggewechselt sind, werden nun bestraft." afp

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