„Der Ukip-Fuchs ist im Hühnerstall“

London · Das Königreich Großbritannien gleicht einem Hühnerstall. Schuld ist der Fuchs – also Rechtspopulist Nigel Farage. Seine Ukip hat mit eurofeindlichen Parolen den etablierten Parteien Stimmen gestohlen – und sie in Zugzwang gesetzt.

Die Ergebnisse der Europawahl waren noch nicht veröffentlicht, da haben der britische Rechtspopulist Nigel Farage und seine Unabhängigkeitspartei Ukip bereits für das versprochene "Erdbeben" in Westminster gesorgt. Die Briten haben schon am Donnerstag abgestimmt, die Resultate sollten erst gestern kurz vor Mitternacht veröffentlicht werden. Für die Medien war es eh keine Frage mehr, ob die europafeindliche Partei gewinnt, sondern nur noch, wie hoch der Stimmenverlust der etablierten Parteien ausfallen wird.

Denn: Parallel zu der Europawahl haben die Menschen auf der Insel am Donnerstag auch über die Besetzung der kommunalen Gremien abgestimmt. Und die Ergebnisse der Kommunalwahlen ließen nichts Gutes für die konservativen Tories, die oppositionelle Labour-Partei und die Liberaldemokraten erahnen. Der Trend zeigte klar in Richtung Ukip, die einen sofortigen EU-Austritt fordert und die Zuwanderung aus EU-Ländern deutlich beschränken will. Umfragen sahen sie bei der Europawahl mit teilweise 30 Prozent der Stimmen an der Spitze der Parteien. Der Erfolg der Protestpartei auf kommunaler Ebene schreckte vor allem die Konservativen auf, die mit herben Verlusten rechneten. Bei den Kommunalwahlen raubten die Rechten die meisten Stimmen den Tories unter Premierminister David Cameron. Der zeigte sich schon vor der Veröffentlichung der Ergebnisse der EU-Wahl zerknirscht. "Wir müssen härter arbeiten." Er steht nun unter dem Druck, bis zur Parlamentswahl 2015 weitere Zugeständnisse an den EU-kritischen Flügel der Tories zu machen. Andere Tory-Abgeordnete forderten von Cameron, nicht erst 2017 einen Volksentscheid über den Verbleib in der EU abzuhalten, sondern das In-Out-Referendum bereits 2016 anzubieten.

Auch wenn die sozialdemokratische Labour-Partei laut Vorhersagen mit einem zweiten Platz rechnen konnte, brodelte es unter den Oppositionellen. Auch sie fragen sich, wie sie mit der erstarkten Ukip umgehen sollen. Viele trauen dem Chef Ed Miliband nicht zu, sie zu einem Sieg bei der Wahl 2015 zu führen könnte. "Die meisten Menschen denken, er sieht seltsam aus und er klingt seltsam", sagte Meinungsforscher Peter Kellner von YouGov.

Besonders desaströs waren die Vorhersagen für den kleinen Koalitionspartner, die Liberaldemokraten. Am Wochenende forderten erste Parteimitglieder den Rücktritt des Vorsitzenden Nick Clegg. Die Liberaldemokraten hatten als einzige Partei klar für den Verbleib in der EU geworben und stets die Vorteile betont.

Der gefeierte Rechtspopulist Nigel Farage bemühte sich derweil sichtlich, seine Feierstimmung zu unterdrücken. Er stellte aber mit gewisser Schadenfreude fest: "Der Ukip-Fuchs ist im Hühnerstall von Westminster angekommen."

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