Der Traum von der Sensation

Nach der Kometenmission „Rosetta“ will die europäische Raumfahrt den nächsten Erfolg verbuchen. Das unbemannte ExoMars-Projekt stehr vor entscheidenden Stunden. Wichtige Fragen und Antworten.

 Sie fiebern der Landung entgegen: Blick in das Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt. Foto: dpa

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Was ist so interessant am Mars ?

Die Vorstellung von Leben auf dem Mars hat die Menschheit seit jeher fasziniert: Kein anderer Planet war so oft Ziel von Raumfahrtmissionen. Sie alle sollen letztlich das Rätsel lösen, ob die heute unwirtliche Mars-Oberfläche früher Raum für mikrobielles Leben bot und ob es tiefer im Mars-Inneren vielleicht sogar bis heute existiert. Dabei liegt die Zeit noch nicht lange zurück, in der viele Menschen sogar von der Existenz intelligenter Wesen auf dem Mars überzeugt waren. So nahmen viele US-Bürger 1938 ein Radiohörspiel für bare Münze, in dem Marsianer die USA angriffen. Dabei hatte der Autor Orson Welles nur den 1898 erschienen Science-Fiction-Roman "Krieg der Welten" für das Radio aufbereitet - als realistisch wirkende Reportage. Bereits 1877 hatten Beobachtungen des Italieners Giovanni Schiaparelli dem Mythos von intelligentem Leben auf dem Mars mächtig Vorschub geleistet. Schiaparelli, Namensgeber des ExoMars-Landemoduls, beobachtete feine Linien auf dem Planeten, die er "canali" nannte. Dies wurde mit "Marskanäle" übersetzt, und prompt entstand in den Köpfen vieler Zeitgenossen Schiaparellis das Bild einer Mars-Zivilisation, die Kanäle zur Bewässerung erschaffen hatte. Die Marskanäle entpuppten sich später als optische Täuschung.

Wie groß sind die Chancen, jetzt Leben auf dem Mars zu finden?

Eine Erfolgsgarantie könne es nicht geben, sagt Oleg Orlow vom Institut für biomedizinische Probleme in Moskau. "Aber vor ein paar Millionen Jahren waren die Verhältnisse auf dem Mars besser. Wir finden jetzt vielleicht kein Leben - aber wenn wir entdecken würden, dass es dort Leben gab, wäre das bereits eine Sensation", sagt der Forscher. Salzwasser sei auf dem Mars schon nachgewiesen worden. "Der Mensch würde auf der Oberfläche nach 14 Tagen an der Strahlung sterben. Hingegen haben Experimente gezeigt, dass bestimmte Organismen dort mehr als 60 000 Jahre überstehen können", sagt Orlow.

Wird es Fotos geben?

Eine wissenschaftliche Kamera wie bei anderen Forschungssonden hat ExoMars nicht an Bord. Panoramabilder aus dem All wird es diesmal also nicht geben. Aber eine Art Webcam an der Unterseite des Moduls soll 15 Schwarz-Weiß-Fotos der Marsoberfläche schießen - das erste in drei Kilometern Höhe, die weiteren Bilder in Intervallen von 1,5 Sekunden. Zudem will ein US-Forschungsteam die Kameras des Rovers "Opportunity", der derzeit über den Mars fährt, nach oben richten, um "Schiaparelli" und den Fallschirm zu filmen. "Wir erwarten aber keine sensationelle Aufnahmen", sagt Roskosmos-Chef Igor Komarow.

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