Der Spaß am Schmökern schwindet

Von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) stammt der schöne Satz: "Lesen ist nicht nur wichtig, es wird immer wichtiger." Das finden die Bundesbürger auch

 Packend muss es sein - das ist es, was die meisten Leser von einem Buch erwarten. Foto: Colourbox

Packend muss es sein - das ist es, was die meisten Leser von einem Buch erwarten. Foto: Colourbox

Von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) stammt der schöne Satz: "Lesen ist nicht nur wichtig, es wird immer wichtiger." Das finden die Bundesbürger auch. Nur, sie halten sich nicht an die Erkenntnis: Während 98 Prozent täglich die Glotze anwerfen, 85 Prozent telefonieren und simsen oder 37 Prozent im Internet surfen, lesen jeweils nur 17 Prozent der Bundesbürger mehrmals in der Woche ein Sachbuch oder einen Roman. Jeder Vierte sagt: "Ich nehme nie ein Buch zur Hand." Das ist das Ergebnis der Studie "Lesen in Deutschland 2008", die die Stiftung Lesen und das Bildungsministerium erarbeitet haben. Über 2500 Jugendliche und Erwachsene wurden dafür befragt.

Lässt man das gute Buch mal beiseite, greift immerhin 81 Prozent der Bürger jeden Tag zur Zeitung, 68 Prozent zur Zeitschrift oder Illustrierten. Hörbücher, auf den Buchmessen des ablaufenden Jahres als neuester Trend gepriesen, nutzen nur schlappe zwei Prozent mehrmals in der Woche. Die Vision vom "Bildschirm-Lesen als Zerstörer der Lesekultur" trifft laut Studie also nicht zu - ohnehin beklagen 20 Prozent der Bürger, dass sie sich beim Lesen am Bildschirm meist verzetteln.

Die Mehrheit möchte auf gedruckte Bücher nicht verzichten. Und sei es offenbar nur, damit sie im Regal gut aussehen. "Gedrucktes wird weiterhin als besonders glaubwürdig empfunden", heißt es in der Studie. "Frauen sind Romane wichtiger, Männer bevorzugen elektronische Medien." Rund 36 Prozent der Deutsch sprechenden Bürger mit ausländischen Wurzeln lesen ein- oder mehrmals in der Woche. Bücher sind zudem Bürgern mit höherem Bildungsabschluss wichtiger, jene mit niedrigerem Bildungsabschluss bevorzugen das Fernsehen. Allerdings: Auch 76 Prozent der Akademiker ist das TV wichtig.

Seit der jüngsten Pisa-Studie ist bekannt, dass es um die Lesefähigkeiten der Schüler nicht sonderlich gut bestellt ist. Dazu passt, dass die Studie das Fehlen eines wichtigen Leseimpulses belegt: 45 Prozent der 14- bis 19-Jährigen erklären, dass sie als Kind nie ein Buch geschenkt bekommen haben. Regelmäßiges Vorlesen in der Familie ist überdies nicht selbstverständlich, wie ein frühere Analyse der Stiftung offenbart: 42 Prozent der Eltern von Kindern unter zehn Jahren - dem "besten Vorlesealter" - gaben damals an, nur unregelmäßig oder gar nicht vorzulesen. Die Debatte um Pisa ist jedoch nicht gänzlich ohne Wirkung geblieben: Die Zahl der Viel-Leser stieg seit der ersten Pisa-Studie aus dem Jahr 2000 von 34 auf 38 Prozent, die Zahl der Nicht-Leser sank gleichzeitig von 30 auf 27 Prozent.

Zu den "Lese-Abstinenten" zählen 25 Prozent der Bürger - für sie ist Lesen mühevoll. 24 Prozent haben als "Lesefreunde" eine hohe emotionale Wertschätzung des Erlebnisses, 20 Prozent stillen damit ihr Informationsbedürfnis. 46 Prozent lesen übrigens ein Buch von vorne bis hinten durch, 37 Prozent tun dies in kleinen Portionen. Und was erwarten die Leser von einem guten Buch? Ganz einfach: Spannung, es muss den Leser packen.

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