Der Plagiate-Jäger tritt an die Öffentlichkeit

Berlin. VroniPlag hat jetzt ein Gesicht: Der Gründer der Plagiate-Plattform im Internet ist der 46-jährige Internet-Unternehmer Martin Heidingsfelder aus Erlangen bei Nürnberg

Berlin. VroniPlag hat jetzt ein Gesicht: Der Gründer der Plagiate-Plattform im Internet ist der 46-jährige Internet-Unternehmer Martin Heidingsfelder aus Erlangen bei Nürnberg. Unter dem Pseudonym "Goalgetter" hat er zusammen mit anderen die Dissertationen von Politikern wie Silvana Koch-Mehrin (FDP) und Georgios Chatzimarkakis (FDP) unter die Lupe genommen - beiden wurde der Doktortitel aberkannt. "Anonymität war für mich persönlich nicht so wichtig, ich habe mich weder gefürchtet noch geschämt für die Arbeit, die wir da machen", sagt Martin Heidingsfelder. "Die Arbeit ist richtig und sinnvoll." Einer der Betreiber des GuttenPlags, ein Doktorand, begründet die Anonymität damit, dass das Projekt nicht das Werk einer Einzelperson, sondern einer breit angelegten Community sei. Außerdem wolle er anonym bleiben, weil er weiter in der Wissenschaft tätig sein wolle und bei einer namentlichen Nennung persönliche Nachteile befürchten müsse.Nach dem "Outing" des VroniPlag-Gründers hat sich Chatzimarkakis gemeldet. In einem Interview der "Bild"-Zeitung warf er dem SPD-Mitglied Heidingsfelder vor, aus parteipolitischen und kommerziellen Interessen gehandelt zu haben. Als der 46-Jährige davon hört, ist er empört: "Herr Chatzimarkakis soll sich an die eigene Nase fassen. Unerhört finde ich, dass er als überführter Plagiator, der den Doktortitel verloren hat, an seinem Mandat festhält, obwohl er seine Karriere auf diesem Titel aufgebaut hat."

Um Parteipolitik sei es ihm ebenso wenig gegangen, versichert der Internet-Unternehmer aus Erlangen. "SPD-Mitglied bin ich seit Gerhard Schröders 60. Geburtstag" - also seit 2004. "Da bin ich in einer schwachen Stunde zum Eintritt in die Partei geworben worden. Ansonsten bin ich eher ein sozialdemokratischer, grüner Pirat."

Er schon immer politisch interessiert gewesen, sagt Heidingsfelder. "Atomkraftgegner bin ich seit meiner Jugendzeit." Bei GuttenPlag habe er am Anfang nur helfen wollen. "Jemand im Chat hatte um Unterstützung gefragt. Da haben sie mir die Dissertation geschickt und da habe ich auf Anhieb einen Treffer gefunden. Dies hat mich fasziniert."

Weil das GuttenPlag-Wiki nach dem Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vom Amt des Verteidigungsministers keine weiteren Fälle bearbeiten wollte, gründete Heidingsfelder das VroniPlag-Wiki - benannt nach einer Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, deren Dissertation unter die Lupe genommen wurde. "Fast im Wochenrhythmus kamen neue Fälle hinzu." Der Wiki-Nutzer "Goalgetter" war im VroniPlag allerdings nicht unumstritten, "weil ich mich viel um die Pressearbeit gekümmert habe und weil ich manchmal etwas eigensinnig bin", wie Heidingsfelder einräumt. "Aber ich kann damit leben, ich muss nicht allen gefallen. Mir geht es um die Sache. Manches ist inzwischen aber auch geklärt."

Heidingsfelder studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg, später mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Seit 1988 arbeitet er als Selbständiger, entwickelt Online-Befragungen für Marktforschungsinstitute und Unternehmensberatungen, interessiert sich darüber hinaus für Web-2.0-Projekte.

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