„Der Papst ruft nicht zu Gewalt auf“
Mit einer Äußerung zur körperlichen Züchtigung von Kindern hat Papst Franziskus für einigen Wirbel gesorgt. Zu unrecht, findet Peter Jochum, Leiter der katholischen Marienschule in Saarbrücken. Mit ihm sprach SZ-Redakteur Jörg Wingertszahn.
Herr Jochum, wird sich an Ihrer Schule nach den Äußerungen des Papstes etwas ändern?
Jochum: Das hat für unsere Schule keinerlei Konsequenzen. Wir haben klare rechtliche Vorgaben in Form des Schulordnungsgesetzes. Darin heißt es: Körperliche Züchtigung und entwürdigende Maßnahmen sind nicht zulässig. Das gilt für staatliche und kirchliche Schulen gleichermaßen. Zudem gilt für uns als kirchliche Schule eine Rahmenordnung, die jede Form von psychischer oder physischer Grenzverletzung verbietet. Davon abgesehen ist körperliche Züchtigung in Deutschland generell verboten.
Was droht denn einem Lehrer, der zum Beispiel einen Schüler ohrfeigt?
Jochum: Das kann disziplinarrechtliche, strafrechtliche und zivilrechtliche Konsequenzen haben. Es hat auf jeden Fall Folgen für den Lehrer.
Wie beurteilen Sie denn die Aussage des Papstes zu Prügel in der Erziehung?
Jochum: Man muss die Aussage im Kontext betrachten. Vor der jetzt kritisierten Äußerung sagt er ja klar: Ein guter Vater kann zurechtweisen, ohne zu demütigen. Der Papst ruft ja nicht zu körperlicher Gewalt auf, er will vielmehr aufzeigen, dass jede Strafe eine Grenze hat. Und das ist die Würde des Mitmenschen. Das hat er gesagt und nichts anderes.
Trotzdem rechtfertigt er Gewalt.
Jochum: Nein, überhaupt nicht. Die Interpretation im Sinne "Der Papst findet Züchtigung in Ordnung, wenn sie die Würde nicht verletzt" ist falsch. Das hat er nicht gesagt. Diese Interpretation sagt meiner Meinung nach mehr über unsere Medienlandschaft und Gesellschaft aus als über die Kirche.
Der Tenor in den Medien ist einhellig.
Jochum: Das ist, wie gesagt, eine Interpretation. Mir ist klar, dass diese Aussage vor dem Hintergrund von Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen so interpretiert wird.