"Der Papst hat uns auf Grundlagen des Glaubens hingewiesen"
Herr Bischof, hat Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch alles richtig gemacht?Ackermann: Es ist nicht meine Sache, das zu beurteilen. Das Entscheidende ist doch, was seine Reise bewirkt. Er hat ganz stark Jesus und seine Botschaft in den Mittelpunkt gestellt
Herr Bischof, hat Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch alles richtig gemacht?Ackermann: Es ist nicht meine Sache, das zu beurteilen. Das Entscheidende ist doch, was seine Reise bewirkt. Er hat ganz stark Jesus und seine Botschaft in den Mittelpunkt gestellt. Und das ist das Entscheidende: Dass der Papst uns noch einmal auf die Grundlagen des Glaubens hinweist - jenseits aller aktuellen Diskussionen, ohne sich in Details zu verlieren.
Das war für Sie also die wichtigste Botschaft. Und die Botschaft, die er an die Protestanten gerichtet hat?
Ackermann: Besonders ist sicherlich, dass er Martin Luther so stark hervorgehoben hat, als jemand, der Gottsucher war und ihn in diesem Sinne auch als Autorität angeführt hat. Es ist ja für den Papst ungewöhnlich, dass er Luther als Vorbild darstellt. Ein weiterer Punkt ist: Wir können unter den Konfessionen nicht verhandeln, wie Staaten miteinander verhandeln. Das hat Enttäuschung hervorgerufen, aber dem Papst war wichtig zu sagen, das ist keine Verhandlungssache. Wachsen wir lieber zusammen. Er hat den Dialog sozusagen eine Stufe tiefer angesetzt.
Die Enttäuschung auf beiden Seiten war in der Tat groß. Wird es denn Ihrer Meinung nach Bewegung in dieser Frage geben?
Ackermann: Wir brauchen Bewegung. Nur haben wir unterschiedliche Vorstellungen von dem Tempo. Natürlich gibt es unterschiedliche Auffassungen, aber letzten Endes müssen wir in Bewegung bleiben. Mit dem Status quo können wir uns nicht zufrieden geben.
Das Thema Missbrauch hat der Papst dieses Mal nicht öffentlich angesprochen, aber mit fünf Betroffenen gesprochen. Sie waren dabei - Ihr Eindruck?
Ackermann: Das war ein langer Arbeitstag für den Papst, deshalb hatte er auch eine halbe Stunde Verspätung. Was mich aber erstaunt hat, ist die Tatsache, dass er dann sehr wach und sehr offen war. Er hat gesagt, dass es für ihn eine wichtige Verpflichtung ist, solche Begegnungen wahrzunehmen. Die Gesprächspartner ihrerseits waren sehr offen, das muss man wirklich sagen. Es war auch ein sehr menschliches Gespräch, das mich sehr berührt hat.
Wäre eine öffentliche Stellungnahme des Papstes nicht doch angebracht gewesen, um auf die Opfer zuzugehen?
Ackermann: Ja, ich verstehe das Anliegen. Ich kann nicht beurteilen, warum er das nicht tut. Aber in der Sache ist er ganz klar. Und im Gespräch war auch deutlich zu merken, wie beschämt und erschüttert er darüber ist.