„Der Norden grenzt sich vom Süden ab“

Überall in Europa wächst die Skepsis gegenüber der EU. Und das spielt den Rechtspopulisten in die Karten. Warum? Das erklärt der Düsseldorfer Politologe Alexander Häusler SZ-Korrespondent Stefan Vetter.

Herr Häusler, warum haben pro-europäische Parteien bei der Europawahl eher einen schweren Stand?

Häusler: Die Stärke der Rechten ist letztlich eine Krise der Demokratie. Verantwortlich dafür ist eine Europa-Skepsis mit durchaus realistischem Hintergrund. Wenn zum Beispiel von einer alternativlosen Sparpolitik geredet wird, dann ist das Wasser auf die Mühlen jener Kräfte, die einfache Freund-Feind-Bilder pflegen und scheinbar einfache Antworten auf komplexe Probleme liefern.

Dieses Phänomen trifft man nicht nur in Krisenstaaten, sondern auch in wohlhabenden Ländern an.

Häusler: Der frühere Ost-West-Konflikt wurde durch einen Nord-Süd-Konflikt abgelöst. Er basiert auf einem Wohlstands-Chauvinismus. Die reichen Industriestaaten grenzen sich von den ärmeren EU-Ländern ab. Der rechte Populismus im Norden kommt als nationalistische Besitzstandswahrung daher. Und in den ärmeren Ländern spielt den Rechten die schlechte soziale Lage in die Hände.

Aber das rechte Spektrum ist doch sehr breit gefächert.

Häusler: Richtig, insofern gibt es auch klare Unterschiede. Im Süden und Osten Europas haben wir es mit einem Erstarken neofaschistischer und rechtsextremer Kräfte zu tun. Dafür stehen beispielsweise die "Goldene Morgenröte" in Griechenland und die Jobbik-Partei in Ungarn. Dagegen dominieren im Norden und Westen Europas eher rechtspopulistische Kräfte.

Wo ordnen Sie die AfD ein?

Häusler: Die AfD ist eine Partei mit deutlich nationalkonservativer, marktradikaler und zum Teil auch rechtspopulistischer Stoßrichtung. Sie ist offen für Allianzen, die sich zwischen den europa-skeptischen und nationalistischen Konservativen in Großbritannien und rechtspopulistischen Gruppierungen wie etwa der britischen Ukip bewegen.

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