Der Millionär gegen das Zimmermädchen - ein ungleiches Duell

New York. Es ist ein Duell, das ungleicher nicht sein könnte. Auf der einen Seite ein Millionär und Spitzenpolitiker, der sich mit Benjamin Brafman einen der erfahrensten und teuersten Strafverteidiger New Yorks leisten kann - und hinter dem trotz der massiven Vorwürfe in seiner Heimat immer noch Umfragen zufolge die Mehrheit der Franzosen steht

New York. Es ist ein Duell, das ungleicher nicht sein könnte. Auf der einen Seite ein Millionär und Spitzenpolitiker, der sich mit Benjamin Brafman einen der erfahrensten und teuersten Strafverteidiger New Yorks leisten kann - und hinter dem trotz der massiven Vorwürfe in seiner Heimat immer noch Umfragen zufolge die Mehrheit der Franzosen steht. Wie der ehemalige Kultusminister Jack Lang, der sagt: "Dominique Strauss-Kahn ist ein mutiger Mann, dem ein abscheuliches Schicksal zuteil wurde." Lang glaubt, wie auch andere Parteifreunde des Sozialisten, fest an eine Verschwörung oder eine politische Falle.Auf der anderen Seite: Das mutmaßliche Opfer in dieser Sex-Affäre, das mittlerweile ebenfalls in die Situation gedrängt wurde, sich verteidigen zu müssen. Auch das 32 Jahre alte Zimmermädchen aus dem "Sofitel", eine nach dem Tod ihres Mannes alleinerziehende Mutter einer 15-jährigen Tochter und legal nach einem erfolgreichen Asylantrag aus Westafrika in die USA eingewandert, hat sich jetzt die Hilfe eines Anwaltes gesichert. Von ihrem bescheidenen Stundenlohn als Reinigungskraft, der zwischen acht bis zehn Dollar liegt, kann die in einem Apartment im Armenviertel Bronx lebende Frau diesen nicht bezahlen. Ihr Rechtsvertreter arbeitet auf Kommissionsbasis: Von der wahrscheinlichen Zivilklage in Millionenhöhe, die in solchen Fällen üblicherweise dem Strafverfahren folgt, dürfte sich dieser per Vertrag einen saftigen Prozentsatz gesichert haben.

Wie die "New York Post" gestern berichtete, hat die Hotelangestellte eine Sozialwohnung, die nur HIV-infizierten Menschen und ihren Familien zur Verfügung steht. Ob das Zimmermädchen tatsächlich an der Immunschwächekrankheit Aids leidet und sich deshalb auch Strauss-Kahn infiziert haben könnte, ist allerdings bisher nicht bekannt. Die Polizei geht in der Anklage von versuchter Vergewaltigung und vollzogenem Oralverkehr aus, es sollen auch Samenspuren sichergestellt worden sein.

Kampfansage des Star-Anwalts

Morgen soll sich nun bei einem zweiten Gerichtstermin entscheiden, ob der weiter an seinem IWF-Chefposten festhaltende Strauss-Kahn im gefürchteten Insel-Gefängnis Rikers in seiner Einzelzelle bleiben muss oder ob er doch zunächst auf Kaution freikommt - trotz der Fluchtgefahr, die die Richterin zuletzt sah. Und bis dahin könnte auch eine Anklagejury aus bis zu 23 Geschworenen bestimmen, ob überhaupt genug Indizien für einen Prozess vorliegen.

Im Zellentrakt des Häftlings wurden die Wachen mittlerweile angewiesen, auf mögliche Selbstmordabsichten des prominenten Insassen zu achten, dem neben dem Gürtel auch die Schnürsenkel weggenommen wurden. Ein Psychiater hatte diesen Schritt nach einer Begutachtung angeordnet.

Nachdem der durch französische Medien lancierte Versuch, ein überzeugendes und unerschütterliches Alibi für die Zeit der mutmaßlichen Tat zu konstruieren, offenbar gescheitert ist, setzen "DSK"-Anwalt Brafman und sein Team nun zum Frontalangriff auf das Opfer an. Denn mit einem einzigen Satz ließ der Jurist bereits durchblicken, was die neue Verteidigungslinie sein wird. "Die Beweise, so glauben wir, decken sich nicht mit einem Kontakt unter Zwang." Was heißen dürfte: Strauss-Kahn war sehr wohl in Suite 2806, als das Zimmermädchen eintraf - doch diese habe sich dann auf ein sexuelles Abenteuer mit dem 30 Jahre älteren Schürzenjäger aus freien Stücken eingelassen.

Über ein mutmaßliches Opfer möglichst viel Schmutz auszugießen, gehört zu den bewährten Methoden auch der amerikanischen Strafverteidiger. "Der Kampf hat gerade erst begonnen", sagt der als scharfer Hund bekannte Brafman. Doch das Zimmermädchen im "DSK"-Skandal ließ jetzt durch ihren Anwalt deutlich machen, dass sie nicht bereit ist, sich an die Wand drängen zu lassen. Sie habe "keine Agenda", erklärte er im Sender CNN, und kein einziges Detail der Attacke könne als Einverständnis interpretiert werden, weil es ein solches nicht gegeben habe. "Sie wusste ein oder zwei Tage nach der Tat noch nicht einmal, wer dieser Mann ist. Ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt. Sie kann nicht zurück zur Arbeit gehen, sie weiß nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird. Sie fühlt sich von der Welt allein gelassen."

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