Der Konflikt am Bostalsee schwelt weiter

Ferienpark am Bostalsee · IG-Bau-Vizechef Markus Andler hat gestern sein Amt als Ombudsmann auf der Ferienpark-Baustelle am Bostalsee niedergelegt. Er war von Landesregierung und Arbeitskammer nach Vorfällen unbezahlter Gastarbeiter als Mittler eingesetzt worden.

 Die Idylle auf der Ferienpark-Baustelle trügt: Ex-Ombudsmann Markus Andler spricht von unüberwindbaren Konflikten. Foto: Bonenberger & Klos

Die Idylle auf der Ferienpark-Baustelle trügt: Ex-Ombudsmann Markus Andler spricht von unüberwindbaren Konflikten. Foto: Bonenberger & Klos

Foto: Bonenberger & Klos

In wenigen Wochen sollen die ersten Kunden Urlaub im neuen Ferienpark am Bostalsee machen. Der französische Betreiber Center-Parcs zeigt sich mit den Buchungen zufrieden. Damit am 1. Juli die Tore pünktlich aufgehen, sind Arbeiter rund um die Uhr auf der Baustelle auf Achse. Im Zentralbau arbeiten Kolonnen, um Bäder, Restaurants und Supermarkt fertig zu bekommen. Trotz Betriebsamkeit: Nach außen läuft alles ruhig.

Trügerisch ruhig, wie Markus Andler verärgert feststellt. "Nachdem was ich höre, soll der Zeitplan auf Biegen oder Brechen eingehalten werden. Da darf nichts stören." Dabei gibt es Sachverhalte, die ihm mehr als sauer aufstoßen, sagt der Ombudsmann, der im Fall der Fälle zwischen Beschäftigten und Unternehmern vermitteln sollte und jetzt nach nicht mal anderthalb Monaten im Amt das Handtuch wirft.

Seit dem im März bekannt gewordenen Skandal um nicht ausbezahltes Geld an rumänische Gastarbeiter ist der IG-Bau-Vizechef Ansprechpartner. Anfang April trat er den ehrenamtlichen Job in einem Bürocontainer direkt auf dem Baustellen-Areal an. Mit regelmäßigen Sprechzeiten, immer am Dienstag. Das saarländische Wirtschaftsministerium und die Arbeitskammer setzten den 49-Jährigen nach einer Übereinkunft mit dem für den Ferienhäuserbau zuständigen Generalunternehmer IETC ein. Dort, wo es zu Unregelmäßigkeiten bei der Bezahlung gekommen sein soll. Andler war es, der maßgeblich die Affäre publik machte: dass ein IETC-Subunternehmer, der Mainzer Malerbetrieb Lins, wiederum über einen Subsub-Unternehmer Rumänen mit Werksverträgen beschäftigte, aber monatelang kein Geld floss. Kurz vor Ostern erhöhte die Landesregierung den Druck. Darauf stellte der niedersächsische Generalunternehmer IETC 90 000 Euro bereit, um die Ausstände zu begleichen. Außerdem sollten die Betroffenen umgehend deutsche Konten bekommen, damit die Löhne nicht in dunklen Kanälen versickerten. Und die selbstständigen Werkvertragsarbeiter sollten nicht länger über einen Mittelsmann beschäftigt werden, sondern direkt Lins unterstehen.

Und jetzt? "Wichtige Teile der Vereinbarung werden nicht eingehalten", berichtet Andler tief enttäuscht. "Mein Dolmetscher wird vom Mittelsmann missbraucht." Von jenem Geschäftsmann, der für Lins Werksverträge mit Rumänen abgeschlossen haben soll. Der Übersetzer arbeite damit sowohl für Ombudsmann Andler als auch ausgerechnet für denjenigen, gegen den die Saarbrücker Staatsanwaltschaft ermittelt. Vorwurf: Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt. Dazu hatte es im April Durchsuchungen in Nohfelden gegeben, "bei denen mögliche Beweismittel sichergestellt wurden", bestätigt Behördensprecher Thomas Reinhardt. Auch gegen Lins werde deshalb ermittelt. Der bisherige Ombudsmann zu der Doppelrolle seines Dolmetschers: "Dass er für die Gegenseite auch zur Verfügung steht, ist eine Sauerei." Andler könne daher nicht garantieren, dass die Betroffenen angemessen bezahlt werden. "Ich komme nicht an sie heran. Sie sagen mir abgesprochene Texte."

Für ihn ein triftiger Grund, bei einer Unterredung mit IETC und der für den Zentralbau zuständigen, staatlichen Strukturholding Saar (SHS) gestern am Bostalsee die Notbremse zu ziehen. Andler: "Das war gut gemeint, ist aber total in die Hose gegangen."

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Auf einen BlickDie Arbeiten am Ferienpark-Projekt Bostalsee starteten Anfang 2011. Kosten: 130 Millionen Euro. Davon sind 32 Millionen Euro staatliches Fördergeld. Am Wochenende 29./30. Juni präsentiert der französische Betreiber Center-Parcs geladenen Gästen die Einrichtung. Am Montag, 1. Juli, beginnt der Regelbetrieb. 300 000 Kunden werden pro Jahr in 500 Ferienhäusern erwartet. hgn

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