Russland-Skandal Der Junior, die Anwältin und die Mails

Washington · Trumps Sohn verstrickt sich immer weiter in den Russland-Skandal. Dabei geht es um belastendes Material über Clinton.

Jede neue Enthüllung im Russland-Skandal um die Regierung von Präsident Donald Trump setzt eine ganz bestimmte Reaktionskette in Gang. Zuerst wird alles cool dementiert, dann wird alles verärgert heruntergespielt – und schließlich werden panisch Anwälte angeheuert. Auch Donald Trump Jr., 39, hat sich jetzt einen Rechtsberater besorgt, weil er sich immer weiter in den Skandal verstrickt: Der junge Trump musste zugeben, dass er sich bei der russischen Regierung belastendes Material über Hillary Clinton besorgen wollte. Vater Trump geht vorsichtshalber auf Distanz.

Im Juni vergangenen Jahres traf sich Trump Jr. in New York mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya, weil er hoffte, von ihr Dinge zu erfahren, die im Wahlkampf gegen Clinton eingesetzt werden könnten. Als sich herausstellte, dass Veselnitskaya in dieser Hinsicht nichts zu bieten hatte, beendete der junge Trump das Gespräch. Wie jetzt bekannt wird, wusste der Sohn des heutigen Präsidenten vor dem Treffen aus E-Mails, dass es bei den erhofften Informationen über Clinton um russische Regierungserkenntnisse gehen sollte.

Die Mails von Anfang Juni 2016, deren Existenz durch die „New York Times“ bekannt wurden, stammten von Rob Goldstone, einem britischen Bekannten von Donald Jr. aus der Unterhaltungsbranche. Um neuen Presseberichten zuvorzukommen, veröffentlichte der junge Trump gestern den Mail-Verkehr mit Goldstone selbst – und geriet noch tiefer in den Skandal.

Aus den Mails geht hervor, dass der russische Generalstaatsanwalt einem Moskauer Milliardär mit engen Verbindungen zum Kreml und zu Goldstone inkriminierendes Material über Clinton angeboten hatte. Diese Informationen seien „Teil der Unterstützung Russlands und seiner Regierung für Herrn Trump“ und könnten für den Trump-Wahlkampf „sehr hilfreich“ sein, schrieb Goldstone. Trump Jr. antwortete: „Wenn es das ist, was du sagst, finde ich das super.“ Anwältin Veselnitskaya bestätigte im US-Sender NBC, Trumps Leute seien sehr erpicht auf Material über Clinton gewesen.

Die Goldstone-Mails sind politisches Dynamit, denn sie legen nahe, dass die Trump-Mannschaft schon im Juni 2016 von russischen Versuchen zur Einflussnahme auf den US-Wahlkampf wusste und bereit war, daraus Kapital zu schlagen.

Einige US-Medien spekulieren, möglicherweise habe Moskau bei dem Treffen von Trump Jr. mit der Anwältin einen Handel anbieten wollen: Belastendes Material über Clinton gegen die Aufhebung amerikanischer Sanktionen gegen Russland. US-Geheimdienste sind überzeugt, dass russische Hacker im Auftrag des Kreml interne Mails des Clinton-Wahlkampfteams anzapften und veröffentlichten, um Trump im Wahlkampf zu helfen. Offen ist, ob es eine Zusammenarbeit zwischen Moskau und Trump-Helfern gab. Deshalb sind die neuen Erkenntnisse so wichtig.

Der Anwalt des Präsidentensohnes, Alan Futerfas, sprach von „viel Lärm um nichts“. Der sonst so streitlustige Präsident selbst hält sich unterdessen zurück. Die Vertreter der Opposition in Washington sind indes weniger zurückhaltend. Die Erkenntnisse über das Treffen von Donald Trump Jr. mit der russischen Anwältin Veselnitskaja seien der erste öffentlich bekannt gewordene Beweis dafür, dass Trumps Wahlkampfteam versuchte, Clinton mit Hilfe Russlands zu schaden, sagte Senator Mark Warner dem Sender CNN. Warner, ein Parteifreund von Clinton, ist der Vize-Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat, der den Russland-Skandal untersucht.

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