Der Himmel soll sauberer werden

Brüssel. Die Firmen-Jets von BMW und Oetker sind ebenso betroffen wie die Airbus-Riesen der Lufthansa oder die Maschinen der russischen Luftwaffe. Nur drei Jahre bleiben den Besitzern, ihre Maschinen mit abgasärmeren Triebwerken auszustatten. Dann wird's teuer

Brüssel. Die Firmen-Jets von BMW und Oetker sind ebenso betroffen wie die Airbus-Riesen der Lufthansa oder die Maschinen der russischen Luftwaffe. Nur drei Jahre bleiben den Besitzern, ihre Maschinen mit abgasärmeren Triebwerken auszustatten. Dann wird's teuer.4000 Fluggesellschaften, Hersteller und Luftwaffen weltweit sind auf der Liste aufgeführt, die die EU-Kommission in diesen Tagen veröffentlicht hat. Sie alle werden ab 2012 in das neue Emissionshandelssystem einbezogen, dass unsere Atmosphäre von neuen CO2-Belastungen befreien soll: Schon im ersten Jahr müssen Jets ihren Kohlendioxid-Ausstoß um drei Prozent senken, 2013 dann bereits um fünf Prozent. "Die Maßnahme ist längst überfällig", sagt der CDU-Europa-Abgeordnete und Umweltexperte seiner Fraktion, Peter Liese. Ulrich Stockmann von der SPD sieht das genauso: "Wer Flugzeuge mit alten Triebwerken fliegt, wird zur Kasse gebeten. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat nach dem Ja des Straßburger Parlamentes im Juli nunmehr seine Liste fertig gestellt. Sie enthält alle Fluggesellschaften, die zwischen 2006 und 2008 im europäischen Luftraum unterwegs waren - von der Lufthansa über die amerikanische Delta-Airlines bis hin zu Flugschule Hamburg oder der kleinen Gesellschaft Lech Air. Damit nicht genug: Auch die Bundeswehr sowie zahlreiche nationale Luftwaffen sind betroffen. Russlands Präsident wird seine Tupolew nachrüsten müssen, wenn er zum Staatsbesuch nach Europa kommt. Israels Militär braucht saubere Antriebe für seine Militär-Jets, die US-Marine ebenfalls. Sie alle sind in dem fraglichen Zeitraum innerhalb Europas gestartet und gelandet. Deshalb muss auch die chinesische Juneyao Airline ebenso wie Iranair auf neue Triebwerke umrüsten. Es ist erst der Anfang.In Brüssel sieht man die EU nämlich als Vorreiter für ein weltweites Emissionshandelssystem, für das man auf der Kyoto-Nachfolge-Konferenz in Kopenhagen im Dezember werben wird. Europa wolle, so betonte gestern ein Kommissionsvertreter, mit "einem fertigen und realisierbaren Vorschlag" in die Gespräche gehen, um zu "zeigen, dass so etwas funktioniert". Zwar werden in der Anfangsphase 85 Prozent der Zertifikate für die Fluggesellschaften kostenlos ausgegeben, lediglich 15 Prozent müssen bezahlt werden. Doch dieser Anteil soll "in Schritten zügig" auf 100 Prozent steigen. Die Erlöse des Handels mit den Verschmutzungsbons werden zur Erforschung des Klimawandels eingesetzt und zum Kampf gegen die Abholzung in den weniger entwickelten Ländern.Unklar ist bislang, wie sich die Verschärfung der Umweltauflagen auf die Ticketpreise auswirkt. In Brüssel geht man davon aus, dass die Kosten für innereuropäische Flüge um zehn, für Interkontinentalflüge um rund 40 Euro steigen könnten. Meinung

Die Rechnung fällt höher aus

Von SZ-KorrespondentDetlef Drewes Die Rechnung für den Billigflug nach Mallorca oder Antalya fällt höher aus, als auf dem Ticket steht. Lange haben Europas Flugzeugbauer und die Airlines verhindert, dass sie für die Kosten in Haftung genommen werden: 2012 ist es so weit. Die seit wenigen Tagen vorliegende Liste der Kommission macht einmal mehr klar, wer alles das Ozonloch am Himmel aufreißt. Der Kampf der Europäer ist konsequent. Aber er wird nur wirken können, wenn es gelingt, alle ins Boot zu holen. Das ist nämlich noch keineswegs sicher. Die von der Wirtschaftskrise ohnehin angeschlagenen Fluggesellschaften fürchten verständlicherweise, dass neue Umweltauflagen die Kunden verschrecken könnten. Bislang ist aus Washington dazu wenig Erbauliches zu hören. Der Versuch, die Klimaschutz-Maßnahme als "unfaires" Handelshemmnis weg zu klagen, zeigt, wie weit alle noch von einem Erfolg der Kyoto-Nachfolgekonferenz entfernt sind.

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