Als GSG-9-Chef Wegener befreite RAF-Geiseln Der „Held von Mogadischu“ ist tot

Windhagen · Ulrich Wegener befreite als GSG-9-Chef RAF-Geiseln aus der entführten „Landshut“.

 Ulrich Wegener, die Ikone der GSG-9, war ein weltweit gefragter Anti-Terror-Experte.

Ulrich Wegener, die Ikone der GSG-9, war ein weltweit gefragter Anti-Terror-Experte.

Foto: dpa/Marc Müller

(dpa) Der erste Kommandeur der Antiterroreinheit GSG 9, Ulrich Wegener, ist tot. Der frühere Brigadegeneral des Bundesgrenzschutzes starb bereits am 28. Dezember im Alter von 88 Jahren, wie das Bundesinnenministerium gestern mitteilte. Mit Wegener verliere die Bundesrepublik „einen hervorragenden Polizisten, der enorm viel für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland geleistet“ habe, sagte Minister Thomas de Maizière (CDU). „Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

Unter Wegeners Leitung hatte die Spezialeinheit der Bundespolizei im Oktober 1977 die von palästinensischen Terroristen gekaperte Lufthansa-Maschine „Landshut“ im somalischen Mogadischu gestürmt und mehr als 90 Geiseln unversehrt befreit. Die Operation „Feuerzauber“ machte den im brandenburgischen Jüterbog geborenen Sohn eines Reichswehroffiziers schlagartig berühmt. Er erwarb sich damit den Beinamen „Held von Mogadischu“.

Die Entführer wollten mit der Aktion auf dem Höhepunkt des „Deutschen Herbstes“ elf inhaftierte Terroristen der Rote-Armee-Fraktion unter anderem Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe freipressen. Bei der Erstürmung der Maschine wurden drei der vier palästinensischen Terroristen erschossen. Kein Polizist und keine der Geiseln kamen ums Leben.

„Ich war froh, dass wir mal zeigen konnten, was wir können“, sagte Wegener vor einigen Jahren zu diesem Einsatz. „Wir hatten davor jahrelang auf deutschen Flughäfen einen solchen Einsatz immer wieder geübt, nachts haben wir abgestellte Maschinen gestürmt. Manchmal konnten diese Maschinen auch nachher nicht mehr fliegen.“ Die RAF-Häftlinge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nahmen sich nach der Geiselbefreiung in Stuttgart-Stammheim das Leben.

Der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hatte Wegener 1972 mit dem Aufbau der Eliteeinheit GSG 9 beauftragt. Anlass war der Anschlag palästinensischer Terroristen auf Israels Mannschaft während der Olympischen Spiele in München. Elf Athleten starben und ein Polizist. Wegener hatte das Attentat nie vergessen können, wie der zweifache Familienvater 2002 erklärte. „Die Hilflosigkeit zuzusehen und nichts tun zu können, war für mich am schlimmsten. Aber nach diesen Ereignissen habe ich mich sofort bereit erklärt, die neu gegründete Einheit GSG 9 zu übernehmen.“

Der über Jahrzehnte in Windhagen, Rheinland-Pfalz, lebende Wegener etablierte die Spezialtruppe – nicht nur in Deutschland. Auch im Ausland ist sie heute aktiv. Viele Einsätze gehen im Verborgenen über die Bühne. In düsterer Erinnerung bleibt der gescheiterte Einsatz zur Festnahme zweier RAF-Terroristen 1993 in Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern: Dabei starben ein GSG-9-Beamter und ein RAF-Mitglied. Wegener war da bereits in den Dienst der saudischen Regierung gewechselt (1988), um die dortige 2000 Mann starke „Special Security Forces“ auszubilden.

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