Der große Bruder mischt gern mit

Kiew · Die ehemalige Sowjetunion kommt einfach nicht zur Ruhe. Seit dem Zerfall reiht sich in der Region ein Konflikt an den nächsten. Oft nicht ohne russische Beteiligung. Denn Moskau sieht sich als Schutzmacht der Exil-Russen.

Der Zerfall der Sowjetunion hat in der Region zahlreiche Gebietskonflikte ausgelöst. Nicht selten spielt Russland bei der Eskalation oder Befriedung der Streitfälle eine Schlüsselrolle. So beispielsweise in Südossetien und Abchasien. 1990 spaltete sich das an Russland grenzende Südossetien von Georgien ab. Auf bewaffnete Auseinandersetzungen folgte 1994 eine brüchige Waffenruhe. Nach dem Einmarsch georgischer Truppen begann 2008 eine russische Offensive mit Panzern und Raketen. Russische Kriegsschiffe blockierten die georgische Schwarzmeerküste. Im Zuge des Krieges verlor Georgien auch die Kontrolle über die Region Abchasien, die sich zuvor von der Zentralregierung losgesagt hatte. Die Georgier mussten abziehen und die Gebiete erklärten ihre Souveränität. Moskau erkannte die Staaten zwar an, hat dort aber bis heute Soldaten stationiert.

Transnistrien spaltete sich 1990 von der Republik Moldau ab. Dies geschah aus Angst vor einem Anschluss des schmalen Landstreifens nahe der Ukraine mit meist russischer Bevölkerung an Rumänien. In einem Krieg 1992 konnte Moldau das Gebiet nicht erobern. Seit 1993 wird über eine Lösung des Konflikts verhandelt.

Für Zündstoff sorgte auch ein jahrelanger Konflikt um die umstrittenen Grenzen zwischen Lettland und Estland und Russland. Erst 2007 wurde ein lettisch-russisches Grenzabkommen ratifiziert, eine entsprechende Vereinbarung zwischen Estland und Russland wurde sogar erst im Februar 2014 unterzeichnet. In den beiden baltischen EU-Staaten leben viele Russen, etwa 25 Prozent in Estland und knapp 30 Prozent in Lettland. Russland sieht sich als deren Schutzmacht.

Der Streit um das vorwiegend von Armeniern besiedelte, aber von Aserbaidschan verwaltete Berg-Karabach weitete sich 1992 zu einem Krieg mit Tausenden Toten aus. Armenien eroberte das Gebiet. Die Region erklärte sich für unabhängig. 1994 wurde auch ein Waffenstillstand vereinbart. Armenien will das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende Berg-Karabach nicht wieder abtreten und verlässt sich dabei auch auf Zusagen Russlands, das dort Stützpunkte unterhält.

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