Der bizarre Herrscher im Beduinenzelt

Sirte. Monatelang hat Muammar al-Gaddafi seine Verfolger genarrt, nun aber haben ihn seine Gegner erwischt. Damit endet das Leben eines Mannes, der wie kaum ein anderer afrikanischer Politiker die Welt erzürnt und zugleich fasziniert hat.Der Legende nach wurde Gaddafi am 7. Juni 1942 in einem Beduinenstamm in der Wüste nahe der Stadt Sirte geboren

 Ein Libyer lässt seine Wut mit einem Messer an einem Plakat mit Gaddafis Konterfei aus. Foto: dpa

Ein Libyer lässt seine Wut mit einem Messer an einem Plakat mit Gaddafis Konterfei aus. Foto: dpa

Sirte. Monatelang hat Muammar al-Gaddafi seine Verfolger genarrt, nun aber haben ihn seine Gegner erwischt. Damit endet das Leben eines Mannes, der wie kaum ein anderer afrikanischer Politiker die Welt erzürnt und zugleich fasziniert hat.Der Legende nach wurde Gaddafi am 7. Juni 1942 in einem Beduinenstamm in der Wüste nahe der Stadt Sirte geboren. Schon mit Ende 20 gelangt der Oberst in Libyen an die Macht, indem er 1969 den greisen König Idris in einem unblutigen Putsch vom Thron stößt. Einige Jahre später ruft Gaddafi den "Staat der Massen" aus, der sich selbst regieren soll. Deshalb lässt sich der Revolutionsführer auch nie als Staatschef bezeichnen. Seine Macht festigt Gaddafi, indem er politische Gegner gnadenlos unterdrückt. Sein "grünes Buch" dient als Landesverfassung. Wahlen sind in Gaddafis Weltbild nicht vorgesehen. Die seien nichts als "Maskerade", erklärt er.

Zu den harmlosen Absonderlichkeiten des 69-Jährigen gehört das berühmte Beduinenzelt, das er selbst zu Staatsbesuchen ins Ausland mitnimmt. Eine weitere Schrulle Gaddafis ist die frische Kamelmilch, auf die er morgens nicht verzichten mag, weshalb immer auch einige Kamelstuten mit ins Flugzeug müssen. Aufsehen erregt auch immer wieder die weibliche Leibgarde des sich gerne in Fantasie-Uniformen kleidenden Gaddafi.

Anschlag auf Berliner Diskothek

Zum international Geächteten wird Gaddafi nach einer Serie von Anschlägen, die seinem Regime zugeschrieben werden: 1986 sterben bei einem Anschlag auf die Berliner Disko "La Belle" drei Menschen, mehr als 230 weitere werden verletzt. Zwei Jahre später explodiert über dem schottischen Lockerbie ein US-Flugzeug und reißt 270 Menschen in den Tod, im Jahr darauf sterben 170 Menschen beim Absturz einer französischen Maschine in Niger.

 Ein Libyer lässt seine Wut mit einem Messer an einem Plakat mit Gaddafis Konterfei aus. Foto: dpa

Ein Libyer lässt seine Wut mit einem Messer an einem Plakat mit Gaddafis Konterfei aus. Foto: dpa

Anfang der 90er Jahre verhängen die Vereinten Nationen ein Handelsembargo gegen Libyen. Jahrelang hält Gaddafi dem Druck stand, doch im Frühjahr 2003 entschädigt er schließlich die Opfer der Flugzeuganschläge, wenig später schwört er öffentlich seinem Rüstungsprogramm ab. Im folgenden Jahr zahlt die Gaddafi-Stiftung auch Entschädigungen an die Opfer des La-Belle-Anschlags. Damit vollzieht Gaddafi eine radikale Kehrtwende. Libyen wird wieder hoffähig, und Gaddafi kann zurück auf die Weltbühne. Doch während die internationale Gemeinschaft Gaddafi unter anderem wegen des Ölreichtums seines Landes wieder hofiert, wächst im eigenen Land der Zorn auf ihn.

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