Der Bischof darf bleiben – vorerst

Rom · 30 Minuten hat der Papst gestern mit dem Chef der deutschen Bischöfe geredet. Danach steht fest: Der umstrittene Limburger Oberhirte bleibt erst mal im Amt.

Der Bischof ist umzingelt. Drei Männer mit professionellen Fotoapparaten sitzen an dem Tisch einer Bar. Ihnen gegenüber liegt der Eingang zum Zentrum der deutschen Kirchengemeinde in Rom. Hier ist seit Sonntag der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst untergekommen. Auch auf der anderen Seite des Gebäudes hat sich ein Pressefotograf postiert, um eine mögliche Flucht des Bischofs festzuhalten.

Die Szenen im Zentrum Roms gleichen einer Jagd, die über ihr Ziel hinausschießt. Es geht hier um einen Bischof, dem schwere Vorwürfe gemacht werden. Er soll die Unwahrheit im Zusammenhang mit der Finanzierung seines über 30 Millionen Euro teuren Bischofssitzes gesagt haben. Auch wird der 53-Jährige einer eidesstattlichen Falschaussage beschuldigt. Aber es ist offensichtlich, dass da einer auf der Flucht ist. Vor den Fotografen, vor der Verantwortung und vielleicht auch vor sich selbst.

Von der Möglichkeit, die die meisten Gläubigen in Deutschland, aber auch Geistliche in Rom für die beste halten, keine Spur: Tebartz-van Elst hat bislang dem Papst seinen Rücktritt nicht angeboten. Auch eine Audienz bei Franziskus, dem Papst, der "eine arme Kirche für die Armen" will, gab es nicht. Stattdessen geht der Bischof am Donnerstag in die Offensive. Aus seinem Umfeld sollen ausgesuchten Medien Informationen zugespielt worden sein, aus denen hervorgehe, dass der Vatikan wie auch die Kontrollgremien im Bistum über die Baukosten informiert waren. "Der Mann hat keine Chance mehr", hieß es bislang aus der Kurie. Aber er kämpft um seine Karriere.

Auch bei der Audienz, die Franziskus gestern dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gewährt, geht es um Limburg. Der Dolmetscher hat fast nichts zu tun, weil Franziskus des Deutschen mächtig ist. Zollitsch erklärt später, das Treffen habe ihn "gestärkt und ermutigt". Es sei darin um Themen der Bischofskonferenz, um die Situation in Limburg und auch um die "Frage der Armut" gegangen. Mehr Details will Zollitsch allerdings nicht verraten.

In einer Erklärung ist später zu lesen: "Ich bin zuversichtlich, dass alle Seiten an einer guten und baldigen Lösung interessiert sind, um die Lage im Bistum Limburg zu beruhigen und um einen Weg aus der schwierigen Situation zu finden." Immer deutlicher wird an diesem Donnerstag, dass der Fall Tebartz-van Elst nicht so gelöst werden wird, wie es sich die Mehrheit der Gläubigen wünscht. Nämlich schnell und mit einem Rücktritt oder einer Amtsenthebung des Bischofs. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, darf Tebartz-van Elst noch Monate im Amt bleiben.

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