Der Berg ruft – doch wie kommt man hinauf?

Reden · Die Freizeitangebote am ehemaligen Grubenstandort Reden ziehen bereits 150 000 Besucher jährlich an. Den nächsten Schub soll der Umbau der Bergehalde zu einem Familien-Spaß-Betrieb bringen. Doch das Projekt hängt.

 Frank Heckmann (l.) und Ralf Schneider vom Fun-Berg-Projekt, das die Almhütten auf der Halde in Reden betreibt. Foto: Dietze

Frank Heckmann (l.) und Ralf Schneider vom Fun-Berg-Projekt, das die Almhütten auf der Halde in Reden betreibt. Foto: Dietze

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Man muss oben gewesen sein, um zu ahnen, welche Gaudi möglich wäre. Bereits jetzt haben die zwei Blockhaus-Almhütten auf der Redener Bergehalde in 380 Metern Höhe das Zeug zur Kult-Location: Alpenländische Holzfäller-Folklore mit Blick auf ein Zechenhaus, Gerüste und Schlote - wo gibt's das schon? Die rund 30 000 Besucher der SR3-Sommeralm, die 2012 in Reden waren, wissen um die Spezialität dieses Ortes, Jogger, Mountainbiker und Ausflügler ebenso. 150 000 Besucher zählt der Standort jährlich schon jetzt. Nicht nur wegen der Halde. Zu deren Füßen liegt das Gondwana-Erlebnismuseum. Im Zechenhaus läuft die Bergbau-Landesausstellung "Das Erbe", es gibt den ehemaligen Absinkweiher des Bergwerkes, den "See am Brönchesthal", der die spektakulären Wassergärten speist, Ruhezonen und Aussichtsplattformen. Unter dem Label "Garten Reden" hat die Standort-Entwicklungsgesellschaft Industriekultur Saar (IKS) mit 35 Millionen Euro Landesmitteln seit rund zehn Jahren einen großzügigen Landschaftspark entwickelt und eine Kulturhalle geschaffen. Kürzlich gelang sogar die Ansiedlung einer saarländischen Firma, die dort bauen wird. Kurz: Der "Garten Reden" kommt ins Blühen.

Und es könnte alles noch besser werden. Dafür sollte "Fun Berg Saar" sorgen, eine fünfköpfige Investoren-Gruppe. Sie ist Almhütten-Bauherr und -Betreiber und will mit weiteren vier Millionen Euro an und auf der Halde einen großzügigen Familien-Spaß-Betrieb installieren: eine Halden-Metro, die die Menschen hinaufbringt zum Gipfel, eine Rodelbahn und ein Rutschen-Paradies.

Bereits seit mehr als drei Jahren steckt all dies jedoch schon in der Planungsphase - und hat sich festgedreht. Nicht nur, weil die Halde bis 2012 unter Bergrecht stand und der Erbpachtvertrag erst im vergangenen November unterschriftsreif war, wie Fun-Berg-Geschäftsführer Ralf Heckmann erläutert. Es liege auch an den komplizierten Genehmigungsmodalitäten der Haldenmetro. Die unterliegt, obwohl sie auf Schienen fährt, dem "Saarländischen Seilbahngesetz". Und das, sagen die Investoren, habe man nicht gewusst. Auch nicht, dass der Tüv Thüringen die technische Zulassungsfähigkeit bescheinigen müsse. Nun habe man einen Projektsteuerer engagiert, um schneller voranzukommen. Denn: "An der Haldenmetro hängt das gesamte Projekt", sagt Heckmann. Bevor die Menschen rodeln oder rutschen können, müssen sie schließlich die Halde hoch. Zurzeit geht das nur zu Fuß, es dauert etwa 15 Minuten, nicht jeder will Zeit oder Schweiß investieren. Also hat Fun Berg mit Sondergenehmigung Shuttlebusse im Einsatz. Die ´Busse werden mitunter von Familienmitgliedern gefahren. Und wenn Heckmann sonntags an die Hütten kommt, kann es schon mal passieren, dass er und seine Frau den Tag als Aushilfen am Zapfhahn verbringen. Sympathisch ist das, aber Professionalität sieht anders aus. Das sagt, wie man hört, mancher Politiker. Es bestehen Zweifel, ob Fun Berg das alles packen wird.

Der für Reden zuständige Strukturholding-Saar-Manager (SHS) Bernd Therre hält das Fun-Berg-Konzept für eine "gute Geschäftsidee, die sich rechnen wird" - und drückt aufs Tempo. "Wir brauchen spätestens 2014 eine Lösung", sagt er. Eine Ausstiegsklausel im Erbpachtvertrag ermöglicht es der Landesregierung, das Haldenprojekt neu auszuschreiben, wenn bis Mitte 2013 nichts passiert ist. Die Frist ist um. Bis Herbst will Therre warten. "Wir wollen nichts verschleppen", sagt Heckmann. "Wir haben unsere Ernsthaftigkeit unter Beweis gestellt, indem wir bereits 800 000 Euro in die Hütten gesteckt haben, ohne dass der Vertrag gültig war." Es hänge alles am Wirtschaftsministerium. Von dort hört man, es fehlten entscheidende Unterlagen für die Metro-Genehmigung.

Doch nicht nur die Halden-Bespielung holpert. Nach der Auflösung der IKS befürchtet die Kommunalpolitik eine Verlangsamung der Standort-Weiterentwicklung. Immerhin: Das strategische Geschäft hat die Saarland Bau und Boden (SBB) übernommen, namentlich Therre. Und der sagt: "Wir lassen Reden nicht allein." Aber: "Wir haben sehr viel in die Infrastruktur investiert und zu wenig in die Vermarktung." Dem ist wohl so. Sonst würden bereits weit mehr Saarländer dem Ruf der Alm folgen und die Halde erklimmen.

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