Den Täter plagt keinerlei Reue

Oslo. Er würde es wieder tun. Anders Behring Breivik gibt zu, 77 Menschen kaltblütig ermordet zu haben. Ein unfassbares Massaker, das Norwegen im vergangenen Sommer den Atem raubte. Doch der 33 Jahre alte Islamhasser bereue nichts, sagt sein Anwalt Geir Lippestad. "Könnte er wählen, würde er dasselbe noch einmal tun." Ab 16

 Würde dasselbe wieder tun: Anders Behring Breivik, der 77 Menschen ermordete. Foto: Junge/dpa

Würde dasselbe wieder tun: Anders Behring Breivik, der 77 Menschen ermordete. Foto: Junge/dpa

Oslo. Er würde es wieder tun. Anders Behring Breivik gibt zu, 77 Menschen kaltblütig ermordet zu haben. Ein unfassbares Massaker, das Norwegen im vergangenen Sommer den Atem raubte. Doch der 33 Jahre alte Islamhasser bereue nichts, sagt sein Anwalt Geir Lippestad. "Könnte er wählen, würde er dasselbe noch einmal tun." Ab 16. April steht Breivik wegen Terrorismus und Mordes vor Gericht. Während Opfer und Hinterbliebene endlich Frieden finden wollen, schreibt der mutmaßliche Massenmörder aus dem Gefängnis von einer "absolut einmaligen Möglichkeit, der Welt meine Ideen zu erklären". Der Prozess werde ein "Zirkus".Für viele Norweger ist der 22. Juli längst genauso zum Stichtag geworden, wie 9/11 - die Terroranschläge vom 11. September 2001 - für die Amerikaner. Breivik traf mitten ins Herz der Hauptstadt: Im Osloer Regierungsviertel explodierte eine gewaltige Bombe - acht Menschen tot, hunderte verletzt.

Während Oslo schockgelähmt war, verwandelte sich die idyllische Fjordinsel Utøya zur tödlichen Falle für politisch engagierte Jugendliche. Als Polizist verkleidet habe Breivik sie im Feriencamp der sozialdemokratischen Jugend gezielt erschossen, sagen die Staatsanwälte Inga Bejer Engh und Svein Holden. Allein 52 junge Sozialdemokraten starben an Kopfschüssen, 17 weitere an anderen Verletzungen.

Beide Verbrechen seien als Terrorakte zu werten, sind die Staatsanwälte überzeugt. "Der Angeklagte hat ein sehr ernstes Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in der heutigen Zeit in unserem Land begangen", schreiben sie. Gefordert wird die Höchststrafe von 21 Jahren Haft oder die Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt.

Die wichtigste Frage bleibt: Ist Breivik ein kühl kalkulierender Mörder oder ein ideologisch verwirrter Wahnsinniger? In einem ersten Gutachten hatten Psychologen ihn als nicht schuldfähig eingestuft, als geisteskrank. Ein zweites Gutachten bezeichnete ihn gestern als "nicht psychotisch", er sei zum Zeitpunkt der Tat voll zurechnungsfähig gewesen. Jetzt muss das Gericht entscheiden, ob Breivik bei einer Verurteilung Gefängnis oder Psychiatrie erwartet.

Zehn Wochen lang soll Breivik vor Gericht stehen, das Urteil rechtzeitig vor dem ersten Jahrestag des Attentats fallen. 46 Überlebende des Utøya-Blutbades sollen aussagen. Die Verteidiger wollen rund 40 Zeugen aufrufen, unter anderem Experten für politische Ideologien und Islamisten.

Auch Breivik selbst darf eine Woche lang über seine ideologischen Motive sprechen. "Wir wollen versuchen, seine Erklärung auf das zu begrenzen, was relevant für den Prozess ist", kündigt Ankläger Holden an. Bei einer Anhörung hatte Breivik seine sofortige Freilassung und die Nominierung für einen Kriegsorden verlangt. Er habe "in Notwehr im Namen meines Volkes, meiner Kultur und meines Landes gehandelt".

Medien erwarten den größten Prozess in der Geschichte Norwegens. Breiviks Opfer stammten aus dem ganzen Land. Für ihre Angehörigen wird der Prozess in zahlreichen Gerichtsgebäuden live übertragen. Der Osloer Gerichtssaal wurde für den Besucher- und Medienansturm umgebaut - unter anderem mit einer schusssicheren Glasscheibe, die Breivik vor möglichen Racheakten schützen soll.

 Würde dasselbe wieder tun: Anders Behring Breivik, der 77 Menschen ermordete. Foto: Junge/dpa

Würde dasselbe wieder tun: Anders Behring Breivik, der 77 Menschen ermordete. Foto: Junge/dpa

Der Islamhasser soll nie wieder einem Menschen schaden können, hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt. Sie will ein Hochsicherheits-Krankenhaus bauen. Der Nachrichtenagentur NTB zufolge könnte es hinter den Mauern des Gefängnisses öffnen, in dem Breivik derzeit sitzt. Hier könnte der mutmaßliche Massenmörder nach dem Prozess für den Rest seines Lebens eingesperrt bleiben.

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