Den Helfershelfern auf der Spur

Paris · Die französische Polizei hat zwölf mutmaßliche Komplizen der Attentäter von Paris festgenommen, die Waffen und Autos besorgt haben sollen. Ein verlassenes Gepäckstück führte zur Räumung des Bahnhofs Gare de l'Est.

Die Spur der französischen Polizei führte in mehrere Vorstädte im Süden von Paris , wo Amedy Coulibaly gelebt hatte. Dort nahmen Beamte am Freitagmorgen neun Männer und drei Frauen in Gewahrsam, bei denen es sich um Komplizen des Attentäters von Paris handeln könnte. Einer davon ist besonders verdächtig: Er soll den Renault Mégane gekauft haben, in dem Coulibaly am Donnerstag vor einer Woche eine Polizistin auf offener Straße erschoss.

"Die Ermittler sind dank der DNA-Spuren in dem Renault Mégane auf den Mann gestoßen", sagte Innenminister Bernard Cazeneuve. Die Festgenommenen sollen vor allem logistische Hilfe geleistet haben. Neben dem Auto könnten das auch Waffen sein, die sie Coulibaly und den mit ihm verbündeten Kouachi-Brüdern besorgten.

Eine direkte Verbindung zwischen den Verdächtigen, die meist schon Vorstrafen hatten, und den in Belgien festgenommenen Islamisten gibt es laut Regierungschef Manuel Valls nicht. Allerdings führt eine Spur Coulibalys, der bei der Geiselnahme an der Pariser Porte de Vincennes vier Juden erschoss, auch nach Belgien. Der Franzose soll dort das Auto seiner Lebensgefährtin Hayat Boumedienne, einen Mini Cooper, verkauft haben, um mit dem Geld Waffen zu kaufen. Nach dem Fahrzeug sucht die Polizei noch; der mutmaßliche Zwischenhändler stellte sich.

Waffen aus Belgien?

Coulibaly soll nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen beiden Attentäter , die Brüder Koauchi, mit Waffen versorgt haben, berichtet die belgische Zeitung "Dernière Heure". "Das Maschinengewehr des Typs Scorpio, das Amedy Coulibaly bei der Geiselnahme an der Porte de Vincennes benutzte, kam aus Brüssel." Dort soll der Attentäter in der Nähe des Bahnhofs für die Koauchi-Brüder auch eine Kalaschnikow und einen Raketenwerfer erworben haben - für 5000 Euro. In Coulibalys Wohnung bei Paris hatte die Polizei ein Lager mit Maschinenpistolen, Papieren und Kreditkarten entdeckt.

Für seine terroristischen Aktivitäten soll Coulibaly laut einem Zeitungsbericht einen Kredit über 6000 Euro aufgenommen haben. Um an das Geld zu kommen, gab der Arbeitslose an, seit 2007 einen Job zu haben, der ihm knapp 3000 Euro netto einbringe. In einem Video, das nach dem Tod des Attentäters beim Polizeieinsatz gegen den jüdischen Supermarkt erschien, rühmte sich der 32-Jährige, einem der Kouachi-Brüder mehrere tausend Euro gegeben zu haben. Das Brüderpaar soll den tödlichen Angriff auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" verübt haben, bei dem zwölf Menschen starben.

Eine Woche nach der Anschlagserie gilt in Paris weiter die höchste Terrorwarnstufe. Am Freitagmorgen räumte die Polizei den Bahnhof Gare de l'Est, weil ein herrenloses Gepäckstück entdeckt wurde. Es handelte sich allerdings um falschen Alarm.

Zum Thema:

HintergrundWeil sie nach Einschätzung des Gerichts im Jemen oder in Somalia an der Seite von Islamisten kämpfen wollten, sind drei Franzosen zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Das Pariser Strafgericht verhängte gestern Gefängnisstrafen zwischen vier und zehn Jahren gegen die Dschihadisten. Einer der Männer ist auf der Flucht, er wurde in Abwesenheit verurteilt. Die drei Männer gehörten zu einer Gruppe von sechs Verdächtigen, die im Jahr 2012 festgenommen worden waren. afp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort