Debatte über Flüchtlingslager in Nordafrika

Berlin/Nürnberg · 3500 Menschen sind allein im zu Ende gehenden Jahr bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ertrunken. Um weitere Todesfälle zu verhindern, werden die Rufe nach Aufnahmelagern in Afrika lauter.

Der Präsident des Bundesamtes für Migration, Manfred Schmidt , hat sich für Flüchtlingszentren der Europäischen Union in Nordafrika ausgesprochen. Diese könnten aus seiner Sicht weitere tödliche Dramen verhindern helfen. Es müssten Modelle gefunden werden, um den Schutzsuchenden die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer zu ersparen, erklärte Schmidt. Allein in diesem Jahr seien dabei etwa 3500 Menschen gestorben.

"Wir müssen uns zum einen etwas einfallen lassen, wie wir zusammen mit den Herkunfts- und Transitländern Schleusern das Geschäftsmodell verderben. Auf der anderen Seite müssen wir es den Flüchtlingen ermöglichen, Schutz zu bekommen, bevor sie in der Wüste verdurstet oder im Mittelmeer ertrunken sind", sagte der Behördenchef. Aufnahmezentren der EU könnten etwa auf exterritorialem Gelände im Maghreb entstehen. "Da gibt es aber noch viele offene Fragen", räumte Schmidt ein.

Dennoch erhielt er für seinen Vorschlag gestern sofort Unterstützung. "Deutschland und Europa müssen unverzüglich dort tätig werden, wo die Not der Flüchtlinge am größten ist - in Nordafrika", sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler in Bayern, Hubert Aiwanger. Die jetzige Flüchtlingspolitik sei menschenverachtend, weil sie überwiegend nur denen zugutekomme, die es übers Mittelmeer geschafft hätten und die von Schleusern schon abkassiert worden seien, erklärte er.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU ) hatte bereits vor einigen Wochen "Willkommenszentren" für Flüchtlinge in Drittländern ins Spiel gebracht: "So könnten wir die Entscheidung vorverlagern, ob ein Grund existiert, Asyl zu beantragen oder nicht." Auf EU-Ebene wird die Idee momentan geprüft. Menschenrechtsorganisationen wie "Pro Asyl" haben jedoch große Bedenken. Die Pläne seien "unrealistisch". Es werde bloß ein weiterer Festungswall um Europa gezogen.

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