Datenreport Kinderarmut bleibt ein Problem

Berlin · Auch die gute Wirtschaftslage ändert nichts an der Situation. Das zeigt der Datenreport des Statistischen Bundesamtes.

 Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung: In Deutschland sind weiter viele Kinder von Armut bedroht.

Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung: In Deutschland sind weiter viele Kinder von Armut bedroht.

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Kinder sind eine schrumpfende Minderheit in Deutschland, deren Situation trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung nicht besser wird. Sozialer Status und Bildungsgrad der Eltern entscheiden weiter über ihren Lebensweg. Das sind die Kernaussagen einer aktuellen Auswertung des Statistischen Bundesamtes aus dem „Datenreport 2018“. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie viele Kinder gibt es überhaupt in Deutschland?

13,4 Millionen Menschen waren 2017 unter 18 Jahre alt, das sind 16 Prozent der Bevölkerung. Vor zehn Jahren gab es noch 14 Millionen Kinder und Jugendliche, vor 20 Jahren sogar 15,7 Millionen. Damals betrug ihr Anteil noch 19 Prozent. Die Familiensituation ist auch komplizierter geworden: Nur noch 74 Prozent wachsen bei Ehepaaren auf, vor 20 Jahren waren es noch 83 Prozent. Der Anteil der Alleinerziehenden ist von zwölf auf 17 Prozent gestiegen.

Wachsen alle Kinder unter guten Bedingungen auf?

Nein. Die hängen vom sozialen Status ihrer Eltern ab. Das fängt schon mit der Gesundheit an. So rauchen fast 30 Prozent der Mütter aus ärmeren Schichten während der Schwangerschaft. Aus den oberen Schichten sind es nur zwei Prozent der Mütter. Später treiben die Kinder der Armen weniger Sport, ernähren sich ungesünder, rauchen selbst häufiger und sind oft übergewichtig. 15,4 Prozent aller Kinder unter 18 Jahren sind armutsgefährdet, leben also in Familien, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens haben. Dass sich diese Werte trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung nicht verbessert haben, nennt Thomas Krüger, Präsident des Kinderhilfswerks, „beschämend“.

Haben die Kinder gleiche Bildungschancen?

Formal ja, und hier gibt es sogar Fortschritte. 34 Prozent aller Kinder unter drei Jahren besuchen mittlerweile eine Krippe oder Tagesstätte; vor zehn Jahren waren es nur 18 Prozent. Doch am Ende der Schullaufbahn entscheidet nach wie vor die soziale Herkunft über den Erfolg: Bei 65 Prozent der Gymnasiasten hatten auch die Eltern Abitur. Nur wenige Eltern wiesen hier lediglich einen Hauptschulabschluss (sieben Prozent) oder gar keinen Abschluss auf. Umgekehrt bei den Hauptschülern. Lediglich 16 Prozent der Eltern hatten hier eine höhere Bildung abgeschlossen; aber 14 Prozent der Eltern gar keinen Abschluss und 42 Prozent nur Hauptschulabschluss. Krüger sagte, das geplante „Gute-Kita-Gesetz“ sei ein Fortschritt, weil es aus den Betreuungseinrichtungen mehr und mehr Bildungseinrichtungen mache. An den Schulen sei jedoch eine viel stärkere individuelle Förderung notwendig.

Was steht noch im Datenreport 2018?

Das Thema Kinder ist nur ein kleiner Ausschnitt. Das 450 Seiten starke Werk enthält nahezu alle aktuellen Daten zur sozialen und wirtschaftlichen Lage in Deutschland, von der Bevölkerungsentwicklung über die Einkommensentwicklung und die Wohnsituation bis zu Einstellungen und Sorgen.

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