„Das wird das eigentliche WM-Finale“

Vatikanstadt · Wenn der Papst ruft, kommen sie alle: Bei einem Fußballspiel in Rom laufen heute zahlreiche Ikonen des Ballsports von heute und einst gemeinsam auf. Dabei geht es nicht nur um die Show, sondern um den Weltfrieden.

Dass ein fußballbegeisterter Papst die Stars der großen Mannschaften zu einem Match für die Brüderlichkeit einlädt, ist nicht überraschend, aber neu. Heute Abend laufen im römischen Olympiastadion einige der größten Kicker des Planeten zu einem Spiel für den Frieden auf. Giganten der Gegenwart wie Argentinies Stürmerstar Lionel Messi , Italiens Torwart Gianluigi Buffon oder die deutschen Weltmeister Lukas Podolski und Mesut Özil unterstützen Franziskus. Außerdem stehen die Legenden Gabriel Batistuta, Carlos Valderrama und Roberto Baggio auf dem Platz. Über 50 Weltklassespieler laufen beim interreligiösen Spiel auf. Nach Angaben der Organisatoren sind darunter neben Christen , Juden und Muslimen auch Hindus, Buddhisten und Shintoisten.

Als Franziskus im April gemeinsam mit Javier Zanetti, dem langjährigen Kapitän von Inter Mailand , die Idee zum Spiel entwickelte, hatte die neuerliche Gewalt im Gazastreifen noch nicht begonnen, standen die Massenvertreibungen durch die Terrorgruppe "Islamischer Staat" im Irak noch bevor. Auch wenn Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zuletzt der Ansicht war, ihr Vorgehen gegen Christen und Jesiden habe nichts mit einem Kulturkampf zu tun - ein neues Zeitalter religiöser Konflikte scheint in vollem Gange. Die Gründe sind oft weltliche, doch aufgeladen werden Konfrontationen mit der Zugehörigkeit zu Religionen, die ihrerseits alle insbesondere eins zum Ziel haben: Harmonie zwischen den Menschen.

Selten erreicht die Idee des interreligiösen Dialogs die breiten Massen, der Fußball aber schon. Mancher erklärt ihn gar selbst zur Religion. "Deshalb schlug ich bei unserer Begegnung ein internationales Spiel für den Frieden vor, und der Papst war sofort begeistert", erzählte Zanetti. Die Einnahmen - eine Karte kostet zwischen 8 und 30 Euro, Kinder unter einem Meter kommen gratis ins Stadion - gehen an Zanettis Stiftung P.U.P.I. und die Einrichtung Scholas Occurentes, die an der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften angesiedelt ist. Beide unterstützen damit Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche.

Damit entspricht das Match genau dem Sportverständnis von Franziskus, der erklärte, Sport müsse der Solidarität unter den Menschen und der Jugend-Förderung dienen. Dass Ägyptens Ex-Nationalspieler Mohamed Abou Treika die Einladung nach Rom ausschlug, weil er nicht mit "Zionisten" auf dem Feld stehen will, war nur eine Randnotiz. Viele erwarten heute eine fußballerische Delikatesse, mancher sprach sogar von den besten Teams, die jemals gegeneinander angetreten seien. "Das wird das eigentliche Finale der WM, in dem alle gewinnen, die eine Welt ohne Krieg und Hunger wollen", sagte der Direktor von Scholas Occurentes, Jose Maria Del Coral.

Der Papst empfängt am Vormittag alle Spieler und gibt ihnen ein Olivenbäumchen mit, das im Stadionrasen Wurzeln schlagen soll. Beim Spiel wird Franziskus nicht dabei sein. Womöglich richtet er aber per Live-Schaltung eine Botschaft an die Menschen im Stadion. "Wir wissen ja, dass der Heilige Vater sehr kreativ ist", sagte ein Vatikan-Mitarbeiter.

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