Das Saarland – eine globale Wohlfühl-Oase

Was haben Saarländer und Sizilianer gemeinsam? Relativ wenig. Zumindest, wenn es um Sicherheit geht.

 Rudern im Abendrot: Orte wie der Losheimer Stausee sorgen dafür, dass sich die Saarländer in ihrem Bundesland wohlfühlen. Foto: Rolf Ruppenthal

Rudern im Abendrot: Orte wie der Losheimer Stausee sorgen dafür, dass sich die Saarländer in ihrem Bundesland wohlfühlen. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Denn hierzulande können die Menschen nur davon träumen, sich so wohlbehütet zu fühlen wie die Bewohner einer der Mafia-Hochburgen Italiens. Die Mordrate an der Saar liegt nämlich höher als auf Sizilien. Zu erwähnen, dass die Lebenserwartung dort höher ist (81,4 Jahre) als bei uns (79,9 Jahre), wird da wohl zur Formsache. Dafür können die Saarländer aber beim Einkommen mithalten - mit den Schönen und Reichen an der Côte d'Azur.

Es ist schon ein durchaus kurioses Bild, das die neue Studie "Regionales Wohlbefinden" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von unserer Region zeichnet. Sie hat dafür Datenmaterial (meist aus dem Jahr 2012) aus allen 362 Regionen der 34 Mitgliedstaaten zusammengetragen. Jeweils in acht Kategorien: Bildung, Arbeit, Einkommen, Sicherheit, Gesundheit, Umwelt, Bürgerbeteiligung und Breitbandinternet. Der OECD geht es darum, die Menschen für ihre Lebenswirklichkeit zu sensibilisieren. Und die sieht im Saarland nicht schlecht aus - trotz der verstörend klingenden Mordrate. Die Schnittmenge aus allen Kategorien weist das Saarland als "das Wien Deutschlands" aus, erklärt die Organisation. Dieser Vergleich mit Österreichs florierender Hauptstadt könnte das saarländische Herz durchaus erwärmen. Starke Parallelen gebe es auch zum Nordwesten Englands, zu Flandern und West-Holland. Aber wie steht das Bundesland in einzelnen Kategorien im Vergleich zu hunderten OECD-Regionen da?

Einkommen: Ein Saar-Haushalt hat im Schnitt jährlich 13 876 Euro netto zur Verfügung. Damit landet das Land bundesweit zwar nur auf Platz zehn. Top ist Bayern mit 16 379 Euro. Dafür haben die Saarländer aber mehr Geld in Tasche als die Menschen in Venedig (13 758 Euro) und an der Côte d'Azur (13 800 Euro). Schlusslicht sind die Chilenen in Araucanía (2739 Euro). Spitzenreiter ist mit umgerechnet 39 536 Euro der District of Columbia in den USA.

Sicherheit: Im Saarland kommen laut OECD 1,4 Morde auf 100 000 Einwohner. Wer es sicherer mag, muss nur wenige Kilometer weit weg ziehen - nach Rheinland-Pfalz, das unter anderem mit Bayern und Baden-Württemberg die niedrigste Mordrate (0,6) aufweist. In Tasmanien (Australien) und Schottland gibt es ebenfalls 1,4 Morde auf 100 000 Einwohner - und in Sizilien nur 1,2. Grund für schlaflose Nächte haben freilich andere. Die gefährlichste Region der OECD-Welt mit 108,2 Morden ist die Heimat mexikanischer Drogenbosse - Chihuahua.

Arbeit: Im Saarland liegt die Beschäftigungsrate bei 69,5 Prozent und die Arbeitslosenquote bei 6,2 Prozent. Das bedeutet zwar nur Rang elf in Deutschland. Aber im Vergleich zu den übrigen OECD-Regionen landet das Bundesland im oberen Drittel. Ähnliche Beschäftigungsverhältnisse gibt es im koreanischen Chungcheong (68,7 Prozent) und in West-Finnland (69,2). Die wenigsten Arbeitslosen leben in Korea und in der Schweiz (Quote: jeweils 3,2 Prozent). Die meisten Arbeitslosen gibt es in Spanien (24,3) und Griechenland (23,0). Spitzenreiter ist die spanische Region Ceuta mit 34,5 Prozent.

Umwelt: Unser Bundesland heimst hier nur 4,2 Punkte auf der Skala von 0 bis 10 ein. Ein schwacher Trost: Der Bundesschnitt liegt auch nur bei 4,1. Gemessen wurde aber lediglich die Luftverschmutzung. Die genauen Werte veröffentlicht die OECD erst in einigen Monaten. Eine Punktzahl wie das Saarland haben Luxemburg (4,1), die französische Franche-Comté (4,1) und Okinawa in Japan (4,2). Vorbildlich sind, wie zu erwarten, die Länder Skandinaviens - auch in den Städten: Oslo (8,5) und Stockholm (8,2) landen in der Spitzengruppe der umweltbewussten Städte. Davon kann Ankara (Türkei) mit mauen 0,9 Punkten nur träumen.

oecdregionalwellbeing.org

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort