Das Rennen um Olympia hat begonnen

Berlin und Hamburg haben ihre Konzepte für eine mögliche Olympia-Kandidatur vorgestellt. Beide Städte fühlen sich bereit, die Spiele 2024 oder 2028 auszurichten. Der deutsche Sport mahnt aber vor voreiligen Entscheidungen.

Berlin . Weltstadt-Flair gegen Waterkant-Atmosphäre, Spiele der Bescheidenheit oder Olympia der kurzen Wege: Berlin und Hamburg buhlen auf nationaler Ebene jetzt offiziell um die Sommerspiele 2024 oder 2028. Gestern reichten die Metropolen ihre Konzepte für das Großereignis beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ein. Die Kosten für eine Bewerbung würden sich in beiden Städten auf jeweils etwa 50 Millionen Euro belaufen.

Die Bürgermeister gaben sich schon mal kämpferisch - Olaf Scholz (SPD ) eher nordisch zurückhaltend, sein Parteifreund Klaus Wowereit forsch fordernd. "Olympische Spiele sind eine riesige Chance, und Berlin will diese Chance nutzen", sagte er. Auch wenn der Sozialdemokrat sowieso "zutiefst" davon überzeugt ist, "dass man international mit Berlin viel, viel bessere Chancen hätte, die Olympischen Spiele vom IOC zu bekommen, als mit einer anderen Stadt in Deutschland".

Hamburg konterte. Es sei mit den Werten der hanseatischen Tradition nicht vereinbar, "irgendetwas Schlechtes über unsere geliebte Stadt Berlin zu sagen", erklärte Scholz grinsend. Und hob die eigenen Stärken hervor. "Wir wollen Olympia mitten in die Stadt holen." Alle Sport- und Trainingsstätten sollen innerhalb von 30 Fahrminuten erreicht werden. Im Mittelpunkt der Spiele soll ein neues Olympiastadion für 70 000 Zuschauer auf dem Kleinen Grasbrook werden. Auf der Elbinsel soll zudem das Olympische Dorf entstehen.

Die Bundeshauptstadt will trotz Wowereits markigen Worten beim DOSB mit "Bescheidenheit" punkten. "Wir wollen eine Rückbesinnung auf die olympische Idee. Die Athletinnen und der Athlet müssen im Mittelpunkt der Bewerbung stehen", sagte der scheidende Bürgermeister. Der Pluspunkt der Bewerbung sei die Vielzahl bestehender Sportanlagen. Von den 30 geplanten Austragungsstätten sind 15 vorhanden, neun würden temporär errichtet, nur sechs müssten neu gebaut werden.

Entscheidung im Dezember

Ein genaues Finanzkonzept stellten die Städte nicht vor. Etwa zwei Milliarden Euro soll jeweils in die Sportanlagen gesteckt werden. Die Hansestadt sprach vage von einer Gesamtsumme von 6,5 Milliarden Euro. Ob das reichen wird, ist fraglich. Laut Uni Oxford liegen die Kosten von Sommerspielen im Schnitt 252 Prozent über dem Plan. So oder so - der DOSB war gestern von beiden Bewerbern beeindruckt, mahnte aber zur Geduld. "Sorgfalt geht vor Schnelligkeit. Das Unternehmen Olympiabewerbung ist ein Marathonlauf und kein 100-Meter-Sprint", meinte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper .

Egal, was es ist: Am Ende stimmen die Bürger über Olympia ab. Und die können mit einem negativen Votum alle Träume ihrer Stadtoberen platzen lassen. Wie jüngst in Bayern passiert. Die Münchner Politiker wollten unbedingt die Winterspiele 2022 ausrichten. Die Bürger nicht.

Am 11. September und am 28. Oktober diskutiert das DOSB-Präsidium jetzt die Situation. Entscheidet sich der deutsche Sport grundsätzlich für eine Bewerbung, könnte die Auswahl des Bewerbers bereits am 6. Dezember bei der DOSB-Mitgliederversammlung in Dresden fallen.

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