"Das Reden über Gott soll wieder alltagstauglich werden"

Ihre Wahl als EKD-Ratsvorsitzender gilt als sicher. In welchen Bereichen setzen Sie innerkirchlich neue Akzente?Schneider: Zunächst einmal: Noch bin ich nicht gewählt, und es obliegt der Synode, dies zu tun oder auch nicht. Sollte ich jedoch gewählt werden: Der Reformprozess muss weitergehen

Ihre Wahl als EKD-Ratsvorsitzender gilt als sicher. In welchen Bereichen setzen Sie innerkirchlich neue Akzente?Schneider: Zunächst einmal: Noch bin ich nicht gewählt, und es obliegt der Synode, dies zu tun oder auch nicht. Sollte ich jedoch gewählt werden: Der Reformprozess muss weitergehen. Die drei Zentren der EKD für Mission, Gottesdienst und Predigtkultur in Dortmund, Hildesheim und Wittenberg haben ihre Arbeit aufgenommen, und ihre Arbeit lässt sich gut an. Mir ist besonders wichtig, dass unser Reformprozess an der Basis, also in den Gemeinden, ankommt. Sinn und Zweck des Reformprozesses, der von der EKD angestoßen wurde, ist es zu helfen, dass die Gemeinden mit neuen Impulsen und neuer Zuversicht ihren Alltag gestalten. Darüber hinaus möchte ich mich dafür stark machen, dass Christenmenschen auf allen Ebenen unserer Kirche vom offenen Himmel erzählen können. Das Reden über Gott soll wieder alltagstauglich werden. Sie leiten ja bereits die Amtsgeschäfte seit dem Rücktritt von Margot Käßmann. Stört es Sie - ich überspitze mal - wenn Sie an der Ikone des deutschen Protestantismus gemessen werden?Schneider: Warum? Jedem wird schnell auffallen, dass Margot Käßmann und ich doch recht verschiedene Menschen sind - die Vergleichbarkeit hat also Grenzen. Natürlich hatte ich mir das vor einem Jahr anders vorgestellt mit unserer Rollenverteilung, aber nun ist es so gekommen, und ich nehme mein neues Amt in der EKD mit wachsender Freude wahr. "Ein Mannschaftsspieler mit sozialem Profil" titelte eine Nachrichtenagentur über Ihre Person. Eine richtige Beschreibung?Schneider: Ja, das ist ganz gut getroffen. Allerdings fehlt dabei mein geistliches Profil: mein Gottvertrauen und meine Lebensausrichtung an Jesus Christus. Ohne meine Frömmigkeit könnte ich gar nicht "spielen". Aber dass mir Arbeit im Team wichtig ist, stimmt - ich finde das auch gut evangelisch. Die Missbrauchs-Diskussion hat die beiden großen Kirchen tief getroffen. Sollte es jetzt nicht endlich auch eine Entscheidung über die Höhe der Entschädigungssumme für Opfer geben?Schneider: Dieses Thema wird zurzeit am Runden Tisch in Berlin verhandelt, zu dem die drei Ministerinnen eingeladen haben. Wir sind dort zur konstruktiven Mitarbeit bereit, und ich hoffe sehr, dass es dort bald zu einer guten Lösung kommt. Für alle Landeskirchen der EKD kann ich sagen, dass wir uns dem schwierigen und belastenden Thema auf allen Ebenen stellen und nichts vertuschen wollen. Bei uns gilt der Grundsatz: die Opfer in den Mittelpunkt stellen, Täter zur Rechenschaft ziehen und ohne Vorbehalte mit der Justiz kooperieren.

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