Das "Phantom" bleibt unauffindbar

Saarbrücken. Eine gefährliche Schwerverbrecherin treibt häufig im Saarland sowie in den angrenzenden Gebieten von Rheinland-Pfalz und Lothringen ihr Unwesen. Diese Schlussfolgerung lässt sich ziehen, nachdem die Polizei erneut im Saarland an vier Tatorten DNA-Spuren einer weiblichen Person gefunden hat, die an dem Polizistenmord Ende April 2007 in Heilbronn beteiligt war

 Ein Auto der so genannten "Homejacking"-Serie, das die Polizei im St. Ingberter Wald sichergestellt hat. Zwei der 19 bislang wiedergefundenen Fahrzeuge waren ausgebrannt - wahrscheinlich wollten die Täter Spuren verwischen. Foto: SZ

Ein Auto der so genannten "Homejacking"-Serie, das die Polizei im St. Ingberter Wald sichergestellt hat. Zwei der 19 bislang wiedergefundenen Fahrzeuge waren ausgebrannt - wahrscheinlich wollten die Täter Spuren verwischen. Foto: SZ

Saarbrücken. Eine gefährliche Schwerverbrecherin treibt häufig im Saarland sowie in den angrenzenden Gebieten von Rheinland-Pfalz und Lothringen ihr Unwesen. Diese Schlussfolgerung lässt sich ziehen, nachdem die Polizei erneut im Saarland an vier Tatorten DNA-Spuren einer weiblichen Person gefunden hat, die an dem Polizistenmord Ende April 2007 in Heilbronn beteiligt war. Damals waren eine 22-jährige Polizistin und ihr 24-jähriger Kollege von vermutlich zwei Tätern durch Kopfschüsse niedergestreckt worden, wobei der Mann überlebte. Dabei wurde die DNA-Spur der unbekannten Täterin, die seither als "Phantom" durch den Blätterwald geistert, an dem Streifenwagen der niedergeschossenen Polizisten entdeckt. Seither haben sich Verbindungen zu über 30 Verbrechen ergeben, darunter zwei ungeklärte Mordfälle in Freiburg und Idar-Oberstein.

Die erste Spur des "Phantoms" im Saarland wurde im April 2008 entdeckt, als man einen Stein, der im Oktober 2006 als Tatwaffe bei einem Einbruch in ein Haus in Saarbrücken-Burbach verwendet worden war, routinemäßig untersuchte. Nach Darstellung von Saar-Polizeisprecher Georg Himbert war "bei diesem Einbruch allerdings nichts gestohlen worden".

Die zweite Spur an der Saar, die "zweifelsfrei" der Heilbronner Täterin zugeordnet werden konnte, so Kripo-Sprecher Dieter Appel, datiert vom 9. Mai 2008 und steht im Zusammenhang mit einem Raubüberfall auf die Hütte des Angelsportvereins Mettlach-Saarhölzbach. An diesem Tag wurde die Wirtin der Anglerklause von zwei Personen zusammengeschlagen und beraubt. Im Schankraum in der Klause blieb, ähnlich wie beim Einbruch in Burbach, ein Stein zurück, auf dem die DNA-Spur identifiziert werden konnte.

Unterdessen hat die Polizei vier Fälle von Autodiebstahl in Quierschied, Tholey und Schweich untersucht, die zwischen dem 7. März und dem 1. April 2008 verübt wurden. Das Ergebnis der Ermittler, die in Heilbronn und Saarbrücken zusammenarbeiten: "Die Untersuchungen beim Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Homburg haben ergeben, dass die an den Tatorten gefundenen DNA-Spuren eindeutig der mutmaßlichen Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Heilbronner Kapitalverbrechen und damit auch einer Reihe weiterer schwerwiegender Straftaten zuzuordnen sind."

Bei den Autodiebstählen, bei denen man es immer auf hochwertige Limousinen von Mercedes, BMW und Audi abgesehen hatte, gingen die Täter nach dem gleichen Muster vor: Sie drangen in die Häuser ein, suchten den Autoschlüssel des vor der Tür geparkten Wagens und verschwanden wieder. Diese Einbrüche, die im Fachjargon inzwischen "Homejacking" genannt werden, wurden auch durchgeführt, wenn die Wohnungseigentümer zu Hause waren und in ihren Betten schliefen. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die unbekannte Frau, das "Phantom", an weiteren Fällen von "Homejacking" im Raum Trier, die auf ähnliche Weise wie im Saarland begangen wurden, beteiligt gewesen sein muss. Der Wirkungskreis dieser Autodiebe scheint weit über die Region hinauszureichen. Denn Fahrzeuge, die bei den Einbrüchen erbeutet wurden, hat man in der österreichischen Steiermark und im lothringischen Metz entdeckt. In einer gemeinsamen Aktion mit den Franzosen wurde daraufhin am 9. Dezember eine Razzia in Straßburg und Metz durchgeführt, wobei 26 Personen, darunter einige Frauen, näher unter die Lupe genommen wurden. Die Tatverdächtigen seien überwiegend "albanischer Abstammung". Zwar konnten die Sicherheitskräfte Diebesgut aus der "Homejacking"-Serie sicherstellen, auch wurden zwei unter dringendem Tatverdacht stehende Männer in Untersuchungshaft genommen. Doch das "Phantom", die unbekannte Schwerverbrecherin, bleibt nach wie vor unauffindbar. Immerhin fand Saar-Kripochef Franz Josef Biesel Gelegenheit, die grenzübergreifende Zusammenarbeit zu loben. Dies sei ein "Paradebeispiel" für die Kooperation in der Großregion. "Die Spur kann zweifelsfrei dem Phantom zugeordnet werden."

Dieter Appel, Sprecher der Saar-Kripo

 Polizisten tragen im April 2007 beim Trauerzug das Foto ihrer erschossenen Kollegin. Foto: dpa

Polizisten tragen im April 2007 beim Trauerzug das Foto ihrer erschossenen Kollegin. Foto: dpa

 Taucher durchkämmten im Mai dieses Jahres den Angelweiher in Saarhölzbach. Die dort bei einem Raubüberfall gefundenen DNA-Spuren weisen ebenfalls auf das "Phantom". Foto: bub

Taucher durchkämmten im Mai dieses Jahres den Angelweiher in Saarhölzbach. Die dort bei einem Raubüberfall gefundenen DNA-Spuren weisen ebenfalls auf das "Phantom". Foto: bub

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