Das letzte Bergbau-Kapitel

Saarbrücken. Das letzte Kapitel im saarländischen Bergbau wird jetzt geschrieben. Im März will das Bergwerk Saar bei der Bergbehörde den Antrag auf Erteilung der Genehmigung zur Kohleförderung in den drei Streben östlich von Reisbach einreichen. Der Chef des Bergwerks, Friedrich Breinig, rechnet mit dem Beginn der Förderung im Oktober 2009

Saarbrücken. Das letzte Kapitel im saarländischen Bergbau wird jetzt geschrieben. Im März will das Bergwerk Saar bei der Bergbehörde den Antrag auf Erteilung der Genehmigung zur Kohleförderung in den drei Streben östlich von Reisbach einreichen. Der Chef des Bergwerks, Friedrich Breinig, rechnet mit dem Beginn der Förderung im Oktober 2009.

Ein Großteil der Mitarbeiter ist mit dem Streckenvortrieb beschäftigt. Da auch diese Arbeiten spätestens zum Jahresende abgeschlossen sind, wird dann feststehen, wieviele Bergleute wann an die Ruhr und nach Ibbenbüren versetzt werden. Arbeiteten vor dem Beben vom 23. Februar 2008 noch 4700 Beschäftigte bei der RAG Deutsche Steinkohle inklusive Verwaltung, so waren es Ende 2008 nur noch 3700. Alleine das Bergwerk Saar hat in dieser Zeit schon 750 Leute abgebaut.

Martin Becker, stellvertretender Betriebsrat im Bergwerk Saar, drängt auf schnelle Klarheit. Ziel sei, jeden Betroffenen ein halbes Jahr vor seiner Versetzung zu informieren. Die Saarwirtschaft hilft, Ersatzarbeitsplätze zu finden. Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU), glaubt, dass dies gelingen wird und das Land rechtzeitig die Herausforderung angenommen hat. Schon ein halbes Jahr vor dem Beben habe Ministerpräsident Peter Müller (Foto: dpa) mit der VSU darüber gesprochen, wie man die verbliebenen Saar-Bergleute bis Ende 2012 unterbringen kann. Die vom Land und der RAG eingerichtete Transferstelle zur Vermittlung junger Bergleute in andere Unternehmen kann ihre Arbeit voraussichtlich Mitte dieses Jahres abschließen. Darauf verweist Hanspeter Georgi, Leiter der Transferstelle und ehemaliger Wirtschaftsminister. 300 der 400 jungen Leute seien vermittelt, für die restlichen stünden über 100 Stellen-Angebote bereit.

Wirtschaftsminister Joachim Rippel betont, unter einer CDU-geführten Landesregierung ende der Bergbau unwiderruflich Mitte 2012. Hierüber gibt es allerdings weiter politischen Streit. Für SPD-Landeschef Heiko Maas (Foto: dpa) ist Deutschland so lange auf heimische Kohle und Kohlekraftwerke angewiesen, bis der Energiebedarf umfassend aus regenerativen Energien gedeckt werden kann. Linken-Landeschef Rolf Linsler (Foto: dpa) will im Fall einer Regierungsmehrheit für SPD und Linke prüfen, ob ein Bergbau in erschütterungsarmen Gebieten weitergeführt werden könne. Saar-DGB-Chef Eugen Roth warnt vor solchen Hoffnungen. RAG-Aufsichtsrat und Unternehmensführung hätten selbst das Ende des Saar-Bergbaus beschlossen. Was IG BCE-Landeschef Dietmar Geuskens, Mitglied im RAG-Aufsichtsrat, zu rechtfertigen versucht. Das Unternehmen sei bis an die Grenze der finanziellen Belastbarkeit gegangen. Ohne die betriebswirtschaftliche Kohleförderung in der Primsmulde mache der Saar-Bergbau keinen Sinn mehr.

Grünen-Chef Hubert Ulrich hält eine Kohleförderung bis zum Jahr 2012 für überflüssig. Die Bergleute würden sozialverträglich entlastet, die Bergbau-Betroffenen in Reisbach nicht. Für den FDP-Landesvorsitzender Christoph Hartmann hat das Land viel Zeit verloren, Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. "Wir fordern seit 18 Jahren das Ende des Bergbaus."

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