„Das Ergebnis trägt einen Namen und der heißt Martin Schulz“

Berlin · Die SPD feiert in Berlin ihr ordentliches Abschneiden bei der Europawahl. Spitzenkandidat Martin Schulz löst wahre Begeisterungsstürme aus. Und SPD-Chef Gabriel ist rundum zufrieden.

Auffällig viele junge Leute sind an diesem Sonntag ins Willy-Brandt-Haus gekommen. Die Jusos verteilen blaue und rote Jubelplakate mit dem Schriftzug "Martin Schulz", dem Namen des Spitzenkandidaten der SPD. Und die werden dann auch kräftig nach oben gehalten, als auf den Monitoren die ersten Prognosen des Wahlausgangs auftauchen. Gut 27 Prozent haben die Sozialdemokraten eingefahren. Das ist gemessen an der letzten Bundestagswahl (25,7 Prozent) ein eher mäßiger Gewinn, im Vergleich zur letzten Europawahl (20,8 Prozent) aber ein sattes Plus. Logisch, dass die Genossen an diesem Abend den europäischen Vergleich als Maßstab anlegen.

Man habe "hohe Erwartungen" gehabt, sagt Hilde Mattheis, Frontfrau des linken Flügels der SPD. Und die seien aus ihrer Sicht auch erfüllt worden. Genauso sieht es der Berliner Landesvorsitzende Jan Stöß. "Das ist der stärkste Zuwachs, den wir je hatten", freut er sich. Ein paar Meter weiter steht Florian Pronold, Vorsitzender der SPD in Bayern, die im Freistaat bekanntlich ein bescheidenes Dasein fristet. Pronold freut vor allem, dass die CSU ziemlich schwach abgeschnitten hat. In einer Blitz-Analyse hat die Forschungsgruppe Wahlen den Zugewinn der SPD um rund sieben Prozent an der Popularität von Martin Schulz festgemacht. Den Genossen im Willy-Brandt-Haus muss man das nicht extra sagen. Das stand für sie auch schon vorher fest. Als Schulz zusammen mit Parteichef Sigmar Gabriel die Bühne betritt, schwillt der Beifall zum Orkan an. "Martin, Martin"-Rufe erschallen. Das Publikum hat sich in eine Art Selbstrausch gesteigert und klatscht immer weiter. "Martin muss zum Flugzeug", wird Gabriel auf amüsante Weise ungeduldig. Und dann ist er dran. "Das Wahlergebnis trägt einen Namen und der heißt Martin Schulz", schwärmt Gabriel. Aber es steht natürlich auch dem Parteichef selbst gut zu Gesicht. Immerhin hat der Wähler die SPD für ihren lange umstrittenen Gang in die große Koalition nicht wie befürchtet abgestraft.

Damit dürfte aber auch Ärger in der schwarz-roten Regierungsehe programmiert sein. Denn Gabriel lässt kaum Zweifel daran, dass Schulz auch neuer EU-Kommissionspräsident werden solle, obgleich die Union trotz Einbußen wieder stärkste Kraft geworden ist und im Augenblick noch gar nicht fest steht, wie sich die Mehrheitsverhältnisse am Ende im EU-Parlament gestalten. Schulz selbst wird danach noch deutlicher. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Mehrheit für einen Kommissionspräsidenten Martin Schulz finden können", sagt er über sich.

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