"Das Ende der westlichen Zivilisation"

Berlin. Die Dschungelshow "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" stößt mit ihrer fünften Staffel auf erstaunlich starkes Interesse. Das muss man nicht mögen. Doch die RTL-Reihe wühlt offensichtlich vieles auf. Sie zeigt auf verschiedenen Ebenen den Zustand von Fernsehen und Gesellschaft. Sieben Stichpunkte, was man deshalb wissen sollte

Berlin. Die Dschungelshow "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" stößt mit ihrer fünften Staffel auf erstaunlich starkes Interesse. Das muss man nicht mögen. Doch die RTL-Reihe wühlt offensichtlich vieles auf. Sie zeigt auf verschiedenen Ebenen den Zustand von Fernsehen und Gesellschaft. Sieben Stichpunkte, was man deshalb wissen sollte.Australien: Die Sendung funktioniert vielleicht auch deshalb so gut, weil sie mitten im Winter den Sommer der Südhalbkugel in die Wohnzimmer bringt. Lästern über spärlich bekleidete Promis.

Medienkritik: Der Blogger und Medienjournalist Stefan Niggemeier wirft vielen Medien Heuchelei vor. Was er meint? "Die Doppelmoral, sich über die Ekligkeit der Show zu empören und gleichzeitig möglichst stark von ihr profitieren zu wollen." Kulturkampf: Wer sich für redlich hält, ignoriert RTL. "Zynisch" und "menschenverachtend" sei das Programm. Komiker-Legende John Cleese lehnte laut britischen Medien die Anfrage ab, ins britische Dschungelcamp zu gehen: "Das ist das Ende der westlichen Zivilisation."

Selbstbezogenheit: Die Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher sagt: "Seit den 90er Jahren gibt es vermehrt selbstreferenzielle Sendungen. Sie setzen sich als eine Art Fernsehkritik im Fernsehen ironisch mit den Angeboten und Produktionsbedingungen des Mediums auseinander." Im Dschungelcamp zielten die von Comedy-Autoren verfassten Kommentare von Dirk Bach und Sonja Zietlow beispielsweise auf das Sender-Image (Warnungen vor zu viel Niveau bei RTL) und den geringen Bekanntheitsgrad der Kandidaten ("Sarah wer?"), sagt Bleicher. Sprache: Fernsehen sorgt immer für eine Gemeinschaft, etwa für eine sprachliche. Über den Ausspruch "What happens when we break?" der ausgestiegenen Dschungel-Dramaqueen Sarah Knappik - sie wollte wohl fragen, was passiert, wenn sie (ab)breche - lachen sich viele schlapp.

Verträge: Die prominenten Dschungelcamp-Bewohner erhalten für ihre Teilnahme eine Gage, die sich auf bis zu 60 000 Euro belaufen soll. Offiziell sagt RTL dazu nichts. Die "Bild"-Zeitung schrieb, Rainer Langhans bekomme 50 000 Euro, Sarah Knappik nur 30 000. Bezahlt werde nach Bekanntheitsgrad.

Zickenkrieg: Stereotypen gehören zum Dschungel. Männer sind im RTL-"Urwald" (eigentlich ein gut ausgestattetes TV-Gelände) oft faul oder lassen den Macho raushängen, Frauen zicken und lästern. dpa

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