Da schlägt das Herz höher am schönsten Tag im Leben

Standesamt mit ExtrasImmer weniger Paare holen sich den kirchlichen Segen. Umso schöner, pompöser oder ausgefallener soll dafür die standesamtliche Trauung werden. Erlaubt ist allerdings nicht alles. Dennoch bietet das Saarland viele tolle Trauorte. Mit Gottes Segen den heiligen Bund der Ehe schließen? Immer weniger Paare im Saarland lassen sich kirchlich trauen

Standesamt mit ExtrasImmer weniger Paare holen sich den kirchlichen Segen. Umso schöner, pompöser oder ausgefallener soll dafür die standesamtliche Trauung werden. Erlaubt ist allerdings nicht alles. Dennoch bietet das Saarland viele tolle Trauorte.Mit Gottes Segen den heiligen Bund der Ehe schließen? Immer weniger Paare im Saarland lassen sich kirchlich trauen. Verlässliche Zahlen gibt es dazu zwar nicht. "Doch die Standesämter spüren die dadurch steigenden Anforderungen an standesamtliche Trauungen" sagt Susanne Hellenthal, zuständige Referatsleiterin im saarländischen Innenministerium. "Viele Paare verzichten auf die kirchliche Hochzeit, nicht aber auf den festlichen Rahmen", erklärt sie.

Ein schön ausgestatteter Trausaal mit Platz für viele Gäste, eine persönliche Rede des Standesbeamten über das Brautpaar, Ringetausch und Kuss - das sind nur einige der Erwartungen, die Heiratswillige an Standesamt und -beamte stellen. Doch oft gehen die Wünsche noch weit darüber hinaus. "Die Wünsche für den schönsten Tag im Leben richten sich schon lange nicht mehr nach den Dienstzeiten der Ämter", sagt Hellenthal. Für Trauungen an Samstagen nehmen die Liebenden frühes Aufstehen und Schlangestehen vor dem Amt im Kauf, um die begehrten Termine zu ergattern. Auch Hochzeiten zu später Stunde würden vermehrt nachgefragt. Ob sich das Standesamt darauf einlässt, liege jedoch im Ermessen der Beamten. Die Stadt Völklingen hat sich darauf eingelassen und bietet jedes Jahr zwei bis drei Mal Mondscheintrauungen an.

Die Amtsstube als Trauort tut es auch schon lange nicht mehr. In dieser Hinsicht sieht die Referatsleiterin das Saarland gut aufgestellt. "Das Angebot an Trauzimmern ist beachtlich. Es gibt so viele ansprechend gestaltete Trauzimmer in Rathäusern oder Außenstellen", sagt Hellenthal. Besonders schöne Exemplare sind beispielsweise der Ratssaal im Saarbrücker Rathaus oder der große Sitzungssaal im Blieskasteler Rathaus.

Doch auch das reicht vielen Paaren noch nicht. Ausgefallen muss der Ort der Eheschließung sein. "Trauungen unter Wasser, beim Fallschirmsprung oder beim Herunterlaufen eines Hochhauses - die Fantasie der Trauwilligen ist grenzenlos." Der Riegel, den der Gesetzgeber da vorgeschoben hat, lässt jedoch Interpretationsspielraum. Nach einer Novelle des Personenstandsgesetzes, die 2009 in Kraft trat, müssen Trauungen nicht mehr zwingend in den Räumen des Standesamtes durchgeführt werden. Stattdessen hat der Gesetzgeber folgende Ansprüche genannt. "Es muss eine ordnungsgemäße Amtshandlung des Standesbeamten gewährleistet werden und die Trauung muss in einer würdigen Form abgehalten werden", erklärt Susanne Hellenthal. Ordnungsgemäße Amtshandlung beim Fallschirmspringen, Tauchen oder am Hochhaus herunterlaufen? Schwer vorstellbar für die Referatsleiterin im Innenministerium. In würdiger Form? Da habe der Gesetzgeber das Anstandsgefühl und Empfinden der Allgemeinheit als Kriterien bestimmt. Die Bundesländer können hierbei eigene Vorgaben machen, müssen aber nicht. Laut Hellenthal legen die Bundesländer die Regelung sehr unterschiedlich aus. "Bayern hat hier gesagt: Das Brautpaar kommt zum Standesbeamten und nicht umgekehrt", nennt sie ein Beispiel. Das allgemeine Empfinden verändere sich über die Jahre, deshalb sollten die Standesbeamten bei jedem Wunsch nach einem ungewöhnlichen Trauort neu entscheiden, ob sich der vorgeschlagene Ort eigne.

Mittlerweile gibt es auch in Deutschland einige außergewöhnliche Trauorte. So kann im Hubschrauber über Berlin das Ja-Wort gesprochen werden, in einem Stollen unter Tage in Witten, auf einem Wolkenkratzer in Frankfurt oder fast "unter Wasser" im Aquadom Berlin. Auch das Saarland hat einige außergewöhnliche Trauorte zu bieten. So kann auf einem Schiff auf der Saar oder dem Bostalsee geheiratet werden, in der Ostertalbahn von Ottweiler nach Schwarzerden, im Elefantenhaus des Neunkircher Zoos oder im nächsten Jahr wieder auf dem Schaumbergturm.

Die Trauung als Event - Hellenthal findet es bedenklich, wenn "das Drumherum wichtiger wird als die Trauung, den die soll schließlich im Mittelpunkt stehen". Trauungen in Hotels oder Restaurants, auf privaten Grundstücken oder im eigenen Haus, Hochzeiten unter freiem Himmel: Da sieht die Referatsleiterin Entwicklungsspielräume. Bei Hochzeiten im Freien habe das Saarland keine Bedenken. So gibt es seit 2007 Trauungen im Weidendom bei Nalbach und auch im 2010 eröffneten Park der vier Jahreszeiten am Losheimer See kann geheiratet werden. "Hier muss gewährleistet werden, dass die Veranstaltung nach außen gesichert ist und bei schlechter Witterung auf einen anderen Ort ausgewichen werden kann", erklärt Susanne Hellenthal. Schwieriger sei das bei Privaträumen. "Wo ziehen wir da die Grenze für eine würdige Form? Bei einer Villa? Oder einer Studentenbude? Lassen wir uns überraschen, wie man das in 20 Jahren sieht." Keine standesamtlichen Trauungen wird weiterhin in Kirchen oder ähnlichen zu religiösen Zwecken geweihten Orten geben. Einzige Ausnahme: Sie sind säkularisiert. So wie die Deutschherrnkapelle und die Bergmannskapelle Von-der-Heydt in Saarbrücken, die Gutskapelle auf dem Hofgut Imsbach bei Theley oder die Wintringer Kapelle in Kleinblittersdorf. Die Gutskapelle in Theley beispielsweise ist der Renner bei Hochzeiten in der Gemeinde Tholey. Von 113 Trauungen von Januar bis September fanden 96 auf dem Hofgut statt, teilt die Gemeinde mit.

Den saarländischen Standesämtern bescheinigt Susanne Hellenthal ein gutes Angebot. Hier habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. Besonders das Angebot an Trauungen in historischer Umgebung ist besonders groß: von römischer Architektur im Römermuseum Schwarzenbach oder der römischen Villa in Perl-Borg über Barockes wie die Orangerie in Blieskastel bis hin zur jüngeren Saargeschichte mit Hochzeiten im Steigerbüro des Zechenhauses in Reden.

Auf einen Blick

Besondere Trauorte im Landkreis St. Wendel: Nohfelden: Burg Nohfelden, Fahrgastschiff "St. Wendeler Land" auf dem Bostalsee. Tholey: Gutskapelle auf dem Hofgut Imsbach in Theley, ab Frühjahr 2013 auch wieder auf dem Schaumbergturm. Namborn: Trauzimmer im Turm der Liebenburg. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort