CSU zwischen Krisenverleugnung und kaum gekannter Demut

Kreuth. Frostig im meteorologischen Sinne war es in diesem Jahr bei Beginn der Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag in Wildbad Kreuth. Daran konnte auch die stattliche Menge heißer Luft nichts ändern, die zum Auftakt in dem Hochtal der Tegernseer Berge verströmt wurde

Kreuth. Frostig im meteorologischen Sinne war es in diesem Jahr bei Beginn der Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag in Wildbad Kreuth. Daran konnte auch die stattliche Menge heißer Luft nichts ändern, die zum Auftakt in dem Hochtal der Tegernseer Berge verströmt wurde. Die CSU sei "nicht in der Krise, das Gegenteil ist der Fall", sagte der neue Landesgruppenvorsitzende Hans-Peter Friedrich. Doch die nahe Zukunft verspricht nichts Gutes: Demnächst soll eine Meinungsumfrage herauskommen, derzufolge die CSU weit unter die 40-Prozent-Schwelle rutscht. In der Parteiführung richtet man sich auf weiteres Ungemach ein. Sein Erwartungshorizont sei nach den vergangenen Wochen "nicht übertrieben", gab Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer zu.Nichts war es dieses Jahr mit Poltern, Drohen oder Abwatschen Richtung Berlin: Die schärfste Formulierung gebrauchte Landesgruppenchef Friedrich gegenüber der eigenen Truppe. Die Forderung nach einem Vizekanzlerposten für die CSU sei eine "Schnapsidee", sagte er kurz angebunden. Einer ihrer Urheber, der Münchener Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl, konnte sich daran sowieso nur noch undeutlich erinnern. Der Aschaffenburger Parlamentarier Norbert Geis, der ebenfalls mit diesem Vorschlag zitiert wurde, dementierte: Er sei "völlig falsch wiedergegeben" worden.Auch seine in den Tagen vor Kreuth zu Schlagzeilen aufgeblasene Kritik am Führungsstil von CDU-Kanzlerin Angela Merkel entschärfte Friedrich. Merkel habe in der schwarz-gelben Koalition eine andere Funktion als in der "unsäglichen großen Koalition", stellte Friedrich klar, "nämlich eine Führungsfunktion". Dass die CSU die Kanzlerin darin unterstützen wolle, habe er zum Ausdruck bringen wollen.Für die Landesgruppen-Klausur haben sich die Parteioberen das Motto der "Dekade der Erneuerung" einfallen lassen. Das traditionelle Januar-Treffen in den Tegernseer Bergen solle dafür der "kräftige und hörbare Aufschlag" sein, formulierte der Landesgruppenchef. Was sich hinter dieser "Erneuerung" konkret verbirgt, blieb noch unscharf.Der Mittelstandspolitiker der CSU, Hans Michelbach, nahm die FDP hart ran. Ihr das Wirtschaftsressort zu überlassen, sei ein schwerer Fehler gewesen. Man dürfe es der FDP nicht ermöglichen, zu einer "Ein-Themen-Partei" zu werden. Ihr Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sollte nicht nur "Sprechblasen" absondern, sondern "aktive Wirtschaftspolitik" betreiben. Mehr Aufregung könnte es auf der Klausur der bayerischen CSU-Landtagsfraktion geben, die kommende Woche ebenfalls in Kreuth abgehalten wird. Fraktionschef Georg Schmid könnte politisch die Klausur nicht überleben, wurde im Vorfeld spekuliert. CSU-Vorsitzender Seehofer wies das in Kreuth schon einmal zurück. Alle diese Spekulationen könne man "vergessen". Und warum? "Weil ich Ihnen das mitteile, und das ist die Wahrheit." "Die CSU ist nicht in der Krise, das Gegenteil ist der Fall."LandesgruppenchefHans-Peter Friedrich

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