CSU-Chef Seehofer geht in der Umfragen-Affäre in die Offensive

München. Die CSU hat ein neues Umfrageproblem - ein so großes, dass nun die Bundestagsverwaltung eine mögliche verdeckte Parteienfinanzierung prüft. Die Münchner Staatskanzlei ließ sich von einem Meinungsforschungsinstitut Umfragen und Empfehlungen für die CSU-Parteistrategie auf den Leib schneidern

München. Die CSU hat ein neues Umfrageproblem - ein so großes, dass nun die Bundestagsverwaltung eine mögliche verdeckte Parteienfinanzierung prüft. Die Münchner Staatskanzlei ließ sich von einem Meinungsforschungsinstitut Umfragen und Empfehlungen für die CSU-Parteistrategie auf den Leib schneidern. Deswegen wird die CSU nun von drei Seiten in die Zange genommen: vom tief verärgerten Koalitionspartner FDP, der SPD und der Bundestagsverwaltung. Doch anstatt sich zu distanzieren, stellt sich Parteichef Horst Seehofer sogar selbst als Zielscheibe hin: "Was in der Staatskanzlei geschieht, verantworte ich", betonte er am Freitag. Eigentlich hätte der Sommer so schön werden sollen für Seehofer: Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und FDP-Chef Guido Westerwelle hatte der CSU-Chef bislang den Berliner Dauerkrach unbeschadet überstanden. Doch nun lässt Bundestagspräsident Norbert Lammert prüfen, ob die CSU gegen das Parteiengesetz verstoßen hat. Mittlerweile hat Seehofer zwar eine Verteidigungslinie: Nicht die Staatskanzlei soll schuld sein - sondern die Meinungsforscher. "Die Schlussfolgerungen aus der Studie zieht das Institut - und nicht die Staatskanzlei", betonte er am Freitag. Doch das zieht weder bei der SPD noch der FDP. "Völliger Blödsinn", sagt SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher. Die Umfragen habe es über Jahre gegeben, ohne dass die Meinungsforscher gebeten wurden, auf parteipolitische Empfehlungen zu verzichten. Auch die FDP reagiert kühl, nachdem ihr Seehofer schlechten Stil vorgeworfen hat, weil sie ihre Empörung öffentlich machte. "Die Stilfrage braucht er eigentlich nicht zu stellen", sagte FDP-Landtagsfraktionschef Thomas Hacker mit Blick auf monatelange Attacken der CSU gegen die FDP. dpa

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