Christian Wulff entschuldigt sich in Kredit-Affäre

Berlin/Saarbrücken. Bundespräsident Christian Wulff hat sich nach massivem Druck für seinen zögerlichen Umgang mit der Kreditaffäre entschuldigt, tritt aber nicht zurück. Er wolle sein Amt weiter gewissenhaft fortführen, kündigte Wulff gestern in einer persönlichen, vierminütigen Erklärung im Berliner Schloss Bellevue an. Dafür bitte er um Vertrauen

Berlin/Saarbrücken. Bundespräsident Christian Wulff hat sich nach massivem Druck für seinen zögerlichen Umgang mit der Kreditaffäre entschuldigt, tritt aber nicht zurück. Er wolle sein Amt weiter gewissenhaft fortführen, kündigte Wulff gestern in einer persönlichen, vierminütigen Erklärung im Berliner Schloss Bellevue an. Dafür bitte er um Vertrauen. Wulff räumte ein, dass er als niedersächsischer Ministerpräsident den Kredit über 500 000 Euro, den er bei der Gattin eines befreundeten Unternehmers für sein Haus aufgenommen hatte, vor dem Landtag in Hannover hätte offenlegen sollen. "Das war nicht geradlinig und das tut mir leid. Ich sehe ein, nicht alles, was juristisch rechtens ist, ist auch richtig." Weiter versicherte Wulff, private Freundschaften hätten seine Amtsführung nicht beeinflusst: "Dafür stehe ich."Kurz vor seiner Rede hatte Wulff seinen Sprecher und langjährigen engen Vertrauten Olaf Glaeseker von seinen Aufgaben entbunden. Wulff sagte, er bedauere dies, nannte aber keine Gründe.

Gestern erhob "Der Spiegel" neue Vorwürfe. Das Anschluss-Darlehen für sein Haus von 500 000 Euro habe Wulff bei der BW-Bank zu auffallend günstigen Konditionen bekommen. Wulff muss aber keine Ermittlungen befürchten. Die Beziehungen zu den befreundeten Unternehmern und die Vergünstigungen ließen "das Geschehen insgesamt als plausibel und strafprozessual unverdächtig erscheinen", teilte die Staatsanwaltschaft Hannover mit.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Wulffs Worte stünden für sich. "Ihnen ist nichts hinzuzufügen." Grünen-Fraktionschefin Renate Künast erklärte aber, nur eine umfassende Erklärung werde der Würde von Wulffs Amt gerecht. "Diesem Maßstab ist er nicht gerecht geworden."

Saar-SPD-Chef Heiko Maas äußerte im Nachrichtendienst Twitter nach Bekanntwerden der Entlassung Glaesekers: "Wulff entlässt seinen Sprecher. Wieso, hat der seinen Urlaub selbst bezahlt? Erbärmlich dieser Präsident." , Seite A 4: Meinung dpa/dapd/red

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