Chef des Weltklimarates nach Pannenserie unter Druck

Genf. Der Weltklimarat (IPCC) ist abgetaucht. In der Genfer Zentrale des UN-Gremiums, das sich seit 2007 mit dem Friedensnobelpreis schmückt, wird kaum noch der Hörer abgenommen. Wissenschaftler, die für den IPCC arbeiten, befinden sich "auf langen Reisen". Immerhin: Rajendra Pachauri, der Vorsitzende des Klimarats, wagte sich aus der Deckung und verteidigte den Rat

Genf. Der Weltklimarat (IPCC) ist abgetaucht. In der Genfer Zentrale des UN-Gremiums, das sich seit 2007 mit dem Friedensnobelpreis schmückt, wird kaum noch der Hörer abgenommen. Wissenschaftler, die für den IPCC arbeiten, befinden sich "auf langen Reisen". Immerhin: Rajendra Pachauri, der Vorsitzende des Klimarats, wagte sich aus der Deckung und verteidigte den Rat. Und sich selbst. Denn wegen Fehlern im jüngsten Sachstandsbericht des Rats, der die Verhandlungsgrundlage für den Kopenhagener Weltklimagipfel bildete, steht das Gremium unter Beschuss. Mehrere Wissenschaftler - darunter der führende deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber - verlangen Pachauris Rücktritt. Außerdem stehen Beziehungen des Inders zur Ölindustrie in der Kritik.Pachauri erhält aber auch Rückendeckung. Mehrere deutsche Forscher sprechen sich für seinen Verbleib an der Spitze des Rates aus. Und sie mahnen strikte Kontrollen an, um Patzer im nächsten IPCC-Bericht zu vermeiden. Der Weltklimarat will externe Berater konsultieren, um seine Arbeit zu verbessern. "Pachauri sollte bleiben", verlangt Ottmar Edenhofer, Vize-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Er stellt sich damit gegen seinen eigenen Chef Schellnhuber, den Leiter des Potsdam-Instituts. Seit September 2008 ist Edenhofer Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III (Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels) des IPCC - der fehlerhafte Bericht erschien 2007. Jochem Marotzke, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, sagt ebenfalls: "Es gibt keinen Grund, dass Pachauri geht." Marotzke arbeitete als Gutachter für den Klimarat. Nach Ansicht der Fachleute trifft Pachauri keine persönliche Schuld an den Falschinformationen. Die Experten sind sich jedoch einig: Die Fehler waren einfach "peinlich", "dusselig". So prognostizierte der IPCC eine allzu rasante Gletscherschmelze im Himalaja und übertrieb die Bedrohung der Niederlande durch den steigenden Meeresspiegel. Auch die Gefahr von Hungersnöten in Afrika wurde aufgrund eines Irrtums drastischer dargestellt, als sie wohl ist.

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