CDU sieht in den Kommunen „Licht & Schatten“

Schweigend nahmen die CDU-Anhänger im Kulturzentrum in St. Wendel gestern um 18 Uhr die erste Prognose zur Europawahl zur Kenntnis.

 Mit absoluter Mehrheit regieren die Christdemokraten in St. Wendel – wie immer: (von links) Udo Recktenwald, Christoph Zeyer, Hans Ley, Martina Weiand und Stefan Spaniol. Foto: Bonenberger

Mit absoluter Mehrheit regieren die Christdemokraten in St. Wendel – wie immer: (von links) Udo Recktenwald, Christoph Zeyer, Hans Ley, Martina Weiand und Stefan Spaniol. Foto: Bonenberger

Foto: Bonenberger

36 Prozent für die Christdemokraten, das wäre bei ihnen, im Wahlkreis St. Wendel, eine mittelschwere Katastrophe gewesen. Seit 1949 regiert die Partei hier in ihrem Kernland ununterbrochen mit absoluter Mehrheit, so lange wie fast nirgends in Deutschland.

Ein wenig Enttäuschung über Europa war dann auch bei Nadine Schön, der stellvertretenden Bundestags-Fraktionsvorsitzenden aus Merchweiler spürbar: "Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn wir das Ergebnis von 2009 gehalten hätten." Sie forderte aber auch ein Umdenken ihrer eigenen Partei im Umgang mit Europa: "Wir dürfen nicht weiter so tun, als käme alles Gute aus Deutschland und das Schlechte aus Europa." Ob es für Helma Kuhn-Theis, die saarländische Spitzenkandidatin für Europa reicht, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. "Ich kann das sportlich nehmen. Wenn es nicht reicht, reicht es eben nicht", hatte sie schon nach der ersten Prognose gesagt.

Und so blieb trotz einiger guter Ergebnisse aus den Kreisen und Gemeinden doch ein schaler Beigeschmack bei der CDU-Spitze zurück. "Wir sind in Europa weiterhin stärkste Kraft, damit können wir zufrieden sein", sagte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: "Auf kommunaler Ebene gibt es Licht und Schatten. Daraus allerdings Konsequenzen für die Landespolitik abzuleiten, halte ich für schwierig."

In vielen Gemeinden und Kreistagen konnte die CDU ihre Prozentzahlen zwar halten und in Saarbrücken sogar leicht zulegen. Für den Regierungswechsel hat es aber wohl nicht gereicht. Die SPD dürfte in der Landeshauptstadt weiterhin eine rot-rot-grüne Koalition vorziehen.

In St. Wendel kennen sie solche Probleme nicht. Gegen Viertel vor acht blickte der Kreisvorsitzende Hans Ley erstmals von seinen Papieren auf und nickte zufrieden. In den kommenden fünf Jahren wird St. Wendel wieder mit einer absoluten Mehrheit von der CDU regiert. Einzig bei der Wahlbeteiligung gab es diesmal Verluste, gemessen an den knapp 70 Prozent von 2009. In einigen Gemeinden war die Wahlbeteiligung sogar um zehn Prozent gesunken. Und das nur zwei Tage, nachdem Jean-Claude Juncker, der Spitzenkandidat der europäischen Konservativen gelobt hatte: "Wenn überall so viele Menschen zur Wahl gehen würden wie in St. Wendel, wäre Europa viel demokratischer."

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