Castor im Chaos: Blockade bis zum Schluss

Dannenberg/Berlin. Massiver Widerstand macht den Castor-Transport ins niedersächsische Gorleben zur Nervenprobe. Tausende Atomkraft-Gegner versammelten sich gestern Abend auf der Zufahrt zum Zwischenlager, um auch das Ende des Atommüll-Transports hinauszuzögern

Dannenberg/Berlin. Massiver Widerstand macht den Castor-Transport ins niedersächsische Gorleben zur Nervenprobe. Tausende Atomkraft-Gegner versammelten sich gestern Abend auf der Zufahrt zum Zwischenlager, um auch das Ende des Atommüll-Transports hinauszuzögern. Am Morgen hatte der Zug mit elf Castor-Behältern nach mehr als 67 Stunden Fahrt durch Frankreich und Deutschland die Verladestation Dannenberg erreicht. Dort wurde die strahlende Fracht auf Lkw umgeladen. Nach Abschluss der Arbeiten sollte in der Nacht die letzte Etappe nach Gorleben beginnen.Diverse Blockaden brachten den Zug immer wieder zum Stillstand. So hatte eine Massen-Sitzblockade von zeitweise mehr als 5000 Menschen die Weiterfahrt in der Nacht zu Montag für mehrere Stunden verhindert. Die Polizei räumte schließlich die Gleise. Rund 1000 Menschen wurden vorübergehend in einer "Gefangenen-Sammelstelle" festgesetzt. Die Bürgerinitiative Dannenberg warf den Beamten rechtswidriges Verhalten vor, weil die Demonstranten bei Minusgraden ohne Kälteschutz festgehalten worden seien. Eine andere Initiative berichtete von bis zu 1000 Verletzten durch Tränengas und Pfefferspray. Die Polizei sprach ihrerseits von massiven Angriffen einiger "extrem aggressiver" Gruppen. Inzwischen seien rund 20 000 Beamte im Einsatz. Die Kosten dafür muss wahrscheinlich das Land Niedersachsen bezahlen - die Bundesregierung lehnte eine Übernahme erneut ab.Derweil ließ der heftige Widerstand gegen den Transport die politische Debatte neu aufflammen. SPD, Grüne und Linke warfen der schwarz-gelben Koalition vor, sie habe mit der Verlängerung der Atomlaufzeiten einen bereits befriedeten gesellschaftlichen Großkonflikt neu entfacht. Dagegen beschuldigten Union und FDP vor allem die Grünen, sie schützten Rechtsbrüche. Die Regierungsfraktionen beantragten ebenso wie Grüne und Linke eine aktuelle Debatte im Bundestag. Sie soll morgen stattfinden. dapd/dpa/afp

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